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Stomabeutel wechseln

Christiane Oedekoven

Christiane Oedekoven
Pflegeexpertin Stoma / Kontinenz
Examinierte Krankenschwester
Zertifizierte Ernährungsexpertin
Medizinprodukteberaterin

Wie oft sollte man den Stomabeutel wechseln?

Um die Haut zu schützen, Gerüche zu vermeiden und die Dichtigkeit der Stomaversorgung zu gewährleisten, muss diese regelmäßig gewechselt werden. Ganz allgemein lässt sich sagen, dass eine Stomaversorgung immer gewechselt werden muss, wenn das Haftmaterial, das das Stoma umgibt, nicht mehr richtig sitzt und dadurch die Dichtigkeit der Stomaversorgung gefährdet. Ein weiterer Grund für einen Versorgungswechsel ist, wenn der Füllungsgrad des Stomabeutels erreicht oder der Aktivkohlefilter erschöpft ist. Wie häufig ein Stomabeutel oder die gesamte Stomaversorgung gewechselt werden muss, hängt unter anderem davon ab, welche Beutelart und welche Versorgungssysteme verwendet werden und ob es sich um ein Ileostoma oder Colostoma handelt.

Das Haftmaterial sitzt nicht mehr perfekt

Wenn das Hautschutzmaterial, das das Stoma umgibt, nicht mehr richtig sitzt oder beginnt, sich aufzulösen, muss die Stomaversorgung in jedem Fall umgehend gewechselt werden, um die Haut zu schützen. Gerade bei flüssigem Stuhl, der durch die noch enthaltenen Verdauungsenzyme sehr aggressiv ist (beispielsweise bei einem Ileostoma), tritt dieser Zustand schneller ein, als bei festeren Ausscheidungen. Bei einteiligen Systemen wird in diesem Fall das gesamte Versorgungssystem gewechselt. Werden zweiteilige Systeme verwendet, erfolgen die Erneuerung von Basisplatte und Stomabeutel unabhängig voneinander nach Bedarf. Hier entscheidet ausschließlich, ob die Basisplatte noch intakt ist, gut haftet und so die Haut um das Stoma ausreichend schützt.

Ausstreifbeutel wechseln

Werden Ausstreifbeutel in einem zweiteiligen System verwendet, erfolgt ein Beutelwechsel immer dann, wenn der Stomabeutel seine Funktion nicht mehr richtig erfüllen kann. Das ist beispielsweise der Fall, wenn der im Beutel enthaltene Aktivkohlefilter erschöpft ist oder hygienische Gründe dafür sprechen, den Beutel auszutauschen. Das wäre der Fall, wenn die untere Beutelöffnung, über die der Beutelinhalt in die Toilette entleert wird, nicht mehr ausreichend gesäubert werden kann. Die Basisplatte muss in dem Fall nicht mitgewechselt werden, solange sie gut sitzt, dicht ist und die Haut schützt.

Geschlossene Beutel wechseln

Wie oft geschlossene Stomabeutel gewechselt werden müssen, richtet sich in erster Linie nach dem Füllungsgrad des Beutels. Dabei sollte ein Wechsel erfolgen, wenn der Stomabeutel zu einem Viertel, maximal bis zur Hälfte gefüllt ist. Handelt es sich um ein einteiliges Versorgungssystem, bei dem Beutel und Basisplatte eine Einheit bilden, wird das gesamte Versorgungssystem gewechselt, wenn der Beutel einen entsprechenden Füllungsgrad erreicht hat. Beim zweiteiligen System kann die Basisplatte auf der Haut verbleiben, solange sie ihre Funktion erfüllt und nur der Beutel wird ausgetauscht.

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Wann ist der beste Zeitpunkt?

Ideal ist es, wenn die Stomaversorgung zu einem Zeitpunkt gewechselt wird, in der keine Darmentleerung erfolgt. Bei einem Descendostoma, bei dem die Ausscheidungsfrequenz dem Zustand vor der Operation sehr ähnelt, kann sehr gut der richtige Zeitpunkt für den Wechsel gewählt werden. Bei einer Ileostomie oder einem Colostoma, bei dem der Dickdarm zu weiten Teilen entfernt werden musste, ist das etwas komplizierter. Der Stuhl ist dünnflüssig und es gibt kaum Zeiten, in denen das Stoma keinen Stuhl fördert. Um so wichtiger ist es, den Versorgungswechsel nie zu lange hinauszuzögern, sondern ihn so regelmäßig durchzuführen, dass keine unerwarteten Undichtigkeiten auftreten.

Wie muss der Wechsel vorbereitet werden?

Platz, Zeit und Ruhe sind das A und O beim Versorgungswechsel. Zuerst werden alle Hilfsmittel bereitgelegt. Dabei sollte die Lochöffnung der Basisplatte bereits mit einer Stomaschere passend zurechtgeschnitten und die Schutzfolie bereits abgezogen sein. Danach wird die alte Stomaversorgung vorsichtig entfernt. Um die Haut zu schonen, kann ein spezieller Pflasterentferner das Ablösen der Basisplatte erleichtern. Der benutzte Stomabeutel wird in eine Abfalltüte gehüllt und im Müll entsorgt. Der Inhalt von Ileostomiebeuteln wird davor in die Toilette entleert. Genauso kann zur Vermeidung von zu viel Abfall mit den Kolostomiebeuteln verfahren werden.

Wie wird die Haut versorgt?

Ein effektiver Hautschutz ist sehr wichtig, um Hautirritationen um das Stoma zu verhindern. Dazu gehört auch die richtige Versorgung und Pflege der Haut.

Die Haut reinigen

Die Haut um das Stoma wird am besten mit Wasser und einer nicht fettenden Seife gereinigt. Dafür eignen sich Mullkompressen oder Einmalwaschlappen. Für unterwegs gibt es einzeln verpackte Hautreinigungstücher, die speziell für die Stomapflege entwickelt wurden. Besonders einfach ist die Hautreinigung, wenn der Beutelwechsel nach dem Duschen oder Baden erfolgt. Da die Haut in der Stomaumgebung sehr empfindlich ist, sollte darauf geachtet werden, sie nicht durch starkes Reiben unnötig zu belasten. Sollte es am Übergang von der Bauchdecke zur Darmschleimhaut durch eine mechanische Reizung doch einmal zu einer kleinen Blutung kommen, lässt sich diese meist schnell durch das Auflegen von feuchten kalten Kompressen stillen.

Die Haut pflegen

Nach dem Waschen wird die Haut gründlich trocken getupft. Gesunde Haut benötigt keine weitere Pflege. Hier reicht das Anbringen der Hautschutzplatte. Ist die Haut jedoch geschädigt oder sogar entzündet, eignen sich speziell für die Stomapflege entwickelte Lotionen oder nicht fettende Cremes, um die Haut im Stomaareal zu pflegen und dafür zu sorgen, dass sie wieder heilt und widerstandsfähig wird. Auf Produkte, die nicht speziell für die Stomapflege angeboten werden, sollte verzichtet werden. Dabei ist besonders darauf zu achten, keine fettenden Produkte zu verwenden (selbst, wenn es der Haut guttun würde), da sie die Haftung der Stomaversorgung beeinträchtigen.

Haare entfernen

Wenn sich auf der Haut im Stomabereich Haare befinden, müssen diese regelmäßig entfernt werden. Sie würden die Haftung der Basisplatte einschränken. Außerdem könnte es zu Haarbalgentzündungen (Follikulitis) kommen, wenn bei der Entfernung der Basisplatte die Härchen immer wieder ausgerissen werden.

Wie wird die Stomaversorgung angelegt?

Die alte Versorgung ist entfernt, die Haut gereinigt und gepflegt. Jetzt kommt der Moment, die neue Versorgung anzulegen.

Unebenheiten ausgleichen

Ist die Bauchdecke uneben, gibt es Narben oder Einziehungen um das Stoma, können diese vorher noch durch eine spezielle Paste oder spezielle Hautschutzplatten ausgeglichen werden. Auch sehr dünne Basisplatten sind gut geeignet, weil sie flexibel sind und sich deshalb Unebenheiten auf der Bauchdecke gut anpassen.

Basisplatte anbringen

Egal ob es sich um ein ein- oder zweiteiliges System handelt, wird die Basisplatte nun passgenau um das Stoma geklebt. Dabei ist es wichtig, dass die Basisplatte gut aufliegt und beim Aufkleben keine Falten entstehen. Sonst wäre die Haftung und damit die Dichtigkeit der Stomaversorgung beeinträchtigt.

Luft im Stomabeutel

Wird der Stomabeutel angelegt, sollte darauf geachtet werden, dass sich im Beutel noch ein flaches Lustpolster befindet. Andernfalls haften die Beutelinnenflächen zusammen und verhindern, dass die Ausscheidungen bis in den unteren Teil des Beutels gelangen.

Stomabandage

Eine Stomabandage, die über der Versorgung getragen wird, kann zusätzlichen Halt und Sicherheit geben.

Christiane Oedekoven

Christiane Oedekoven
PROLIFE homecare GmbH, Kaufungen

Christiane Oedekoven ist examinierte Krankenschwester, Pflegeexpertin für die Bereiche Stoma und Kontinenz. Zudem ist sie zertifizierte Ernährungsexpertin sowie Medizinprodukteberaterin und arbeitet seit über 34 Jahren im Gesundheitswesen – seit 2023 für PROLIFE. Ihr liegt es am Herzen, ihre Kunden mit viel Empathie, Ruhe und Zeit in den Bereichen Stoma, Kontinenz, enterale und parenterale Ernährung zu beraten und sie somit Schritt für Schritt an die für sie optimale Versorgung heranzuführen.