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Urostoma

Was ist ein Urostoma?

Ein Urostoma (Blasenstoma) ist eine Form eines Stomas, bei der Urin durch eine künstlich angelegte Öffnung in der Bauchdecke ausgeleitet wird. Dabei bedeutet Uro so viel wie „Harn“ und Stoma „Mund“ oder „Öffnung“. Bei einem Urostoma wird grundlegend zwischen nicht-kontinenten und kontinenten Formen unterschieden. Bei den nicht-kontinenten Formen wird der Urin in einen an der Bauchdecke angebrachten Stomabeutel abgeleitet. Bei den kontinenten Formen eines Urostoma wird der Urin in der Blase oder einem Blasenersatz gesammelt und regelmäßig mit einem Katheter abgeleitet.

Was sind die Ursachen?

Ein Urostoma muss angelegt werden, wenn die normale Harnableitung nicht möglich ist. Das kann verschiedene Ursachen haben. Dazu zählen:

  • gutartige und bösartige Tumore der Harnblase (Blasenkrebs)
  • Verengung (Stenose) der ableitenden Harnwege
  • Verletzung nach Unfall oder Operation
  • angeborene oder erworbene Nervenschädigungen
  • Fehlbildungen
  • Folgen einer Strahlentherapie
Andreas König
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Welche Arten gibt es?

Es gibt verschiedene Arten des Urostomas. Zu den nicht-kontinenten Formen gehören das Conduit und die Harnleiter-Hautfistel (TUUC). Bei diesen beiden Stomaarten fließt der Urin stetig ab. Es gibt keinen Verschlussmechanismus, der eine Kontinenz und damit eine kontrollierte Ausscheidung des Urins bewirken könnte. Kontinente Urostomien sind dagegen der sogenannte Mainz-Pouch und das Mitrofanoff-Stoma.
 

Das Conduit

Die Bezeichnung Conduit leitet sich von dem lateinischen Begriff conducere ab und bedeutet so viel wie leiten oder zusammenführen. Das rührt daher, dass bei dieser Stomaart ein stillgelegtes Darmstück mit den Harnleitern verbunden wird. Je nachdem, welcher Darmabschnitt verwendet wird, unterscheidet man ein Ileum-Conduit und ein Kolon-Conduit. Bei Ersterem wird ein zwölf bis 15 Zentimeter langer Dünndarm-, bei Letzterem ein Dickdarmabschnitt vom restlichen Darm abgetrennt. Das eine Ende dieses Darmstückes wird verschlossen. Das andere Ende wird mit einer künstlich geschaffenen Öffnung in der Bauchdecke verbunden. Der Urin wird nun über die Harnleiter, deren Ende operativ mit diesem Darmstück verbunden wurde, kontinuierlich nach außen in einen Stomabeutel abgeleitet. Damit nach dem Eingriff die Nähte gut verheilen und der Urin ungehindert abfließen kann, wird das Stoma für kurze Zeit mithilfe eines sogenannten Splints geschient.

Äußerlich ähnelt das Conduit einem künstlichen Darmausgang. Am häufigsten wird heute als Urostoma das Ileum-Conduit verwendet.

Die Harnleiter-Hautfistel (TUUC)

Der Fachbegriff für die Harneiter-Hautfistel lautet Trans-uretero-uretero-cuntaneostomie (TUUC). Das bedeutet, dass bei dieser Art des Urostomas die Harnleiter direkt mit der Haut verbunden werden und der Urin so nach außen abfließen kann. Abhängig von den anatomischen Voraussetzungen werden entweder beide Harnleiter einzeln durch eine Öffnung in der Bauchdecke nach außen geleitet oder der kürzere Harnleiter wird in der Bauchhöhle operativ mit dem längeren Harnleiter verbunden, der dann in der Bauchdecke mündet und den Urin ableitet. Die Harnleiter-Hautfistel liegt flach auf der Bauchdecke. Sie neigt dazu, zu vernarben oder sich zu verengen. Deshalb wird sie häufig mit einem dünnen Katheter, über den der Urin dann in einen Stomabeutel abfließt, geschient. Dieser Katheter muss regelmäßig von einem Urologen gewechselt werden.

Mitrofanoff-Stoma

Beim Mitrofanoff-Stoma handelt es sich um eine Operationstechnik, die eingesetzt werden kann, wenn Patienten unter verschiedenartigen Harnblasenentleerungsstörungen oder einer mit anderen Methoden nicht behandelbaren Harninkontinenz leiden. Eine Voraussetzung für diese Operationstechnik ist, dass die Harnblase erhalten bleiben kann. Der Operateur setzt den Blinddarm oder ein Stück Dünndarm als Verbindung zwischen Harnblase und Bauchwand ein. Die Kontinenz dieses Stomas wird über einen Klappenmechanismus erreicht. Der Urin fließt also nicht kontinuierlich nach außen ab. Die Harnblase wird vom Bauch aus über diese Verbindung mittels Katheter regelmäßig entleert.

Mainz-Pouch I

Bei einem Pouch handelt es sich um ein künstlich geschaffenes Reservoir oder eine Gewebetasche. Wird ein Pouch zur Anlage eines Urostomas verwendet, schafft der Operateur nach der Blasenentfernung aus Darmanteilen in der Bauchhöhle einen katheterisierbaren Blasenersatz. Je nachdem, aus welchen Darmabschnitten dieser Blasenersatz (Neoblase) gebildet wird, unterscheidet man verschiedene Pouch-Operationstechniken. Eine der am häufigsten angewandten und vorteilhaftesten ist der sogenannte Mainz-Pouch I. Beim Mainz-Pouch I wird aus Teilen des Dick- und Dünndarmes ein neues Reservoir für den Urin geschaffen. Meist besteht er zu einem Drittel aus Dick- und zu zwei Dritteln aus Dünndarmanteilen. Das Urinvolumen, das diese Ersatzblase fassen kann, liegt bei 300 bis 600 Millilitern. Dieses neu geschaffene Urinreservoir wird dann, falls noch vorhanden, über den Blinddarm oder ein Dünndarmstück mit dem Bauchnabel verbunden. Deshalb nennt man diesen Pouch auch Nabel-Pouch. Durch eine spezielle OP-Technik wird erreicht, dass das Stoma dicht ist und der Urin nicht von selbst aus der Ersatzblase abfließen kann. Diese Art des Urostomas stellt für die Betroffenen eine sehr komfortable Lösung dar, weil der Nabel-Pouch in der Regel dicht ist und ihnen ein völlig normales Leben ohne wesentliche Einschränkungen ermöglicht. Voraussetzung für einen Mainz-Pouch I ist allerdings, dass es der Gesundheitszustand der Betroffenen zulässt, dass sie die Pflege des Stomas ohne fremde Hilfe leisten können.

Wie wird ein Urostoma versorgt?

Die Versorgung eines Urostomas hängt in erster Linie davon ab, ob es sich um ein kontinentes oder inkontinentes Urostoma handelt.

  • Bei einem kontinenten Urostoma, zu denen der Pouch gehört, fließt der Urin nicht kontinuierlich ab, sondern sammelt sich in einer operativ angelegten Ersatzblase. Da mit der neu geschaffenen Blase kein Harndrang verspürt werden kann, muss diese mithilfe eines Einmalkatheters von den Betroffenen regelmäßig katheterisiert werden, um den Urin abzuleiten. In den ersten drei Monaten nach der Operation ist das alle drei bis vier Stunden (auch nachts) notwendig. Hat sich die Blase nach drei Monaten etwas ausgedehnt, reicht es, wenn sie alle vier bis sechs Stunden entleert wird. Dazu wird ein Katheter von außen in die Blase eingeführt. Weiche Katheter mit einer geraden oder leicht gebogenen Spitze eigenen sich dafür besonders gut. Die Betroffenen müssen darauf achten, dass die Ersatzblase vollständig geleert wird. Sonst besteht ein Entzündungsrisiko.
  • Bei einem inkontinenten Urostoma fließt der Urin kontinuierlich über die Stomaöffnung nach außen ab und wird in einem sogenannten Urostomiebeutel aufgefangen. Alle Urostomiebeutel verfügen über ein Abflussventil, über das der Urin bei Bedarf einfach in die Toilette entleert werden kann. Eine Rücklaufsperre im oberen Teil des Beutels verhindert außerdem, dass Urin aus dem Beutel zurück in das Stoma gelangt. Das ist wichtig, um Entzündungen zu vermeiden. Neben diesen Ausstattungen, die alle Urostomiebeutel gemeinsam haben, unterscheidet man ein- und zweiteilige Versorgungssysteme:
    • Beim einteiligen System bilden Urostomiebeutel und Hautschutzplatte eine Einheit und sind fest miteinander verbunden. Bei einem Wechsel werden deshalb Hautschutzplatte und Beutel gleichzeitig erneuert.
    • Beim zweiteiligen System sind Beutel und Hautschutzplatte voneinander getrennt. Der Beutel wird durch einen Kopplungsmechanismus an der Hautschutzplatte befestigt. So kann der Beutel gewechselt werden, ohne dass auch der Hautschutz jedes Mal erneuert werden muss.

Unabhängig davon, welches der beiden Systeme eingesetzt wird, sollte der Urostomiebeutel täglich gewechselt werden. Der beste Zeitpunkt dafür ist morgens.

Schemazeichnung eines Nabel-Pouchs
Schemazeichnung eines Nabel-Pouchs

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