PL-STOMA Logo
Mitglied bei:
FgSKW
TÜV-Zertifiziert:
0800-8 30 31 30
Kostenfreie Beratung: Montag – Freitag 8:00–18:00
Stomahelden BLOG Detail

Gesundheit

Der Beckenboden: Seine Funktionen und entscheidende Bedeutung für die Stoma-Rückverlagerung

Der Beckenboden wird oft unterschätzt oder wenig beachtet – dabei spielt er in unserem Leben eine entscheidende Rolle. Besonders nach einer Stoma-Rückverlagerung kommt ihm eine bedeutende Funktion zu. In diesem Blogbeitrag erklären wir Ihnen, was der Beckenboden ist, welche Aufgaben er erfüllt und warum er bei der Rückverlagerung eines Stomas eine Schlüsselrolle spielt.

Was ist der Beckenboden und welche Aufgaben erfüllt er?

Der Beckenboden ist eine muskuläre Schicht, die den Boden des Beckens abschließt. Er besteht aus mehreren Muskelschichten und bindegewebigen Strukturen, die sich zwischen Schambein, Steißbein und den beiden Sitzbeinhöckern spannen. Diese Muskelschicht bildet die "unsichtbare" Unterstützung deines Körpers, die viele zentrale Funktionen übernimmt.

Zu den Hauptaufgaben des Beckenbodens gehören:

  • Kontinenzfunktion: Der Beckenboden hilft, den Urin und Stuhl zurückzuhalten und kontrolliert die Entleerung.
  • Stützfunktion: Er stabilisiert die inneren Organe wie Blase, Gebärmutter (bei Frauen) und Darm, und schützt sie vor dem Absinken.
  • Druckregulierung: Beim Husten, Niesen oder Lachen erhöht sich der Druck im Bauchraum, und der Beckenboden sorgt dafür, dass dieser Druck ausgeglichen wird.
  • Sexualfunktion: Bei beiden Geschlechtern spielt der Beckenboden eine Rolle in der sexuellen Wahrnehmung und Funktion.

Warum ist der Beckenboden nach einer Stoma-Rückverlagerung so wichtig?

Bei einer Stoma-Rückverlagerung wird ein zuvor angelegter künstlicher Darmausgang rückgängig gemacht, sodass die Verdauung und Ausscheidung wieder durch den natürlichen Darmverlauf erfolgen können. In der Regel wird ein Stoma dann angelegt, wenn ein Teil des Darms operativ entfernt oder umgeleitet wurde, etwa aufgrund von Erkrankungen wie Darmkrebs, entzündlichen Darmerkrankungen oder Verletzungen. Die Rückverlagerung bedeutet, dass der Darm wieder in seine ursprüngliche Funktion integriert wird. Doch das ist nicht einfach ein „Zurück zum Normalzustand“ – für Ihren Körper, insbesondere Ihren Beckenboden, bedeutet dies eine Phase der Anpassung.

Der Beckenboden als Schlüssel zur Wiedererlangung der Kontinenz

Eine der größten Herausforderungen nach einer Stoma-Rückverlagerung ist die Kontrolle der Darmentleerung – also die Fähigkeit, den Stuhl bewusst zurückzuhalten und zu einem gewählten Zeitpunkt zu entleeren. Da der Darm eine Zeit lang „stillgelegt“ war, muss der Körper lernen, sich an den natürlichen Entleerungsprozess wieder anzupassen. Insbesondere der Schließmuskel und die Beckenbodenmuskulatur müssen ihre Funktionen erneut koordinieren.

Ein gut trainierter Beckenboden hilft, die Kontinenz zu unterstützen. Doch wenn die Beckenbodenmuskulatur geschwächt ist, sei es durch die Stoma-Anlage selbst, durch die Operationen oder durch langes Liegen, kann es zu Problemen wie Inkontinenz oder unkontrollierten Darmentleerungen kommen. Hier kommt die Bedeutung eines starken und funktionsfähigen Beckenbodens ins Spiel: Er hilft dabei, die Kontrolle über die Darmentleerung wieder zu erlangen.

Stuhlentleerungsstörungen und das LARS-Syndrom

Neben Inkontinenz können nach einer Stoma-Rückverlagerung auch Stuhlentleerungsstörungen auftreten. Viele Betroffene berichten von Problemen wie einem Gefühl der unvollständigen Entleerung oder einem sehr häufigen Stuhldrang, der nicht kontrolliert werden kann. Diese Symptome sind Teil des sogenannten LARS-Syndroms (Low Anterior Resection Syndrome). Das LARS-Syndrom kann nach einer Operation im Bereich des unteren Darms auftreten, insbesondere wenn der Enddarm oder Schließmuskel betroffen war.

Die gute Nachricht: Der Beckenboden hat auch hier eine entscheidende Funktion bei der Linderung der Symptome. Ein gut trainierter Beckenboden kann helfen, die Darmfunktion zu verbessern, die Darmentleerung zu regulieren und das Gefühl der Kontrolle zurückzugeben.

Wie Sie Ihren Beckenboden vor und nach der Stoma-Rückverlagerung stärken können

Um den Heilungsprozess zu unterstützen und Komplikationen zu vermeiden, ist es ratsam, den Beckenboden schon vor der Rückverlagerung zu trainieren. Regelmäßiges Beckenbodentraining verbessert die Muskulatur und erleichtert Ihrem Körper die Anpassung nach der Operation. Dabei ist es wichtig, sanft und gezielt vorzugehen, um die Muskulatur nicht zu überlasten. Stoma-Experten, Physiotherapeuten und spezialisierte Trainer können Ihnen dabei helfen, die richtigen Übungen zu finden.

Nach der Stoma-Rückverlagerung sollte das Beckenbodentraining ebenfalls fester Bestandteil der Rehabilitation sein. Es gibt eine Reihe von einfachen Übungen, die helfen, die Muskulatur zu kräftigen:

  • Anspannen und Loslassen: Spannen Sie den Beckenboden an, halten die Spannung für einige Sekunden und lassen dann wieder los. Wiederholen Sie dies mehrere Male hintereinander.
  • Pulsierende Kontraktionen: Ziehen Sie den Beckenboden schnell hintereinander an und entspannen ihn wieder. Das trainiert die schnelle Reaktionsfähigkeit der Muskeln.
  • Tiefe Bauchatmung: Atmen Sie tief in den Bauch ein, spannen dabei sanft den Beckenboden an, und entspannen ihn beim Ausatmen.

Diese Übungen können bequem zu Hause durchgeführt werden, sollten jedoch immer mit Rücksprache einer medizinischen Fachkraft oder eines Physiotherapeuten begonnen werden.

Der Beckenboden erfüllt lebenswichtige Funktionen, die im Alltag oft nicht wahrgenommen werden, aber nach einer Stoma-Rückverlagerung besonders ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Ein gut trainierter Beckenboden hilft, Kontinenzprobleme zu vermeiden, Stuhlentleerungsstörungen zu lindern und den gesamten Heilungsprozess zu unterstützen.

Gerade nach einer so belastenden und einschneidenden Operation wie der Stoma-Rückverlagerung ist es wichtig, den Beckenboden zu stärken, um wieder ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Deshalb sollten Sie nicht erst nach der Rückverlagerung mit dem Training beginnen, sondern bereits im Vorfeld gezielt die Muskulatur aufbauen.