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Laryngektomie

Was ist eine Laryngektomie?

Bei einer Laryngektomie wird der Kehlkopf operativ komplett entfernt und die Luftröhre am Hals nach außen geleitet. Sie endet dann in einem Tracheostoma.
Entweder wird bei der Kehlkopfentfernung ein Tumor am Kehlkopf (Larynxkarzinom) entfernt oder eine Krebswucherung im tiefen Rachen (Hypopharynxkarzinom). Behandlungsmöglichkeiten sind neben der operativen Entfernung des Tumors auch die Strahlen- und die Chemotherapie.
Egal wie groß der Tumor ist, operiert werden muss er so gut wie immer. Den Eingriff führt meistens ein Facharzt für Hals- Nasen-Ohrenheilkunde durch. Wird der Tumor früh erkannt und ist noch recht klein, muss meistens nur ein Teil des Kehlkopfes entfernt werden. Je nach der Lage und Größe werden kleine Tumore dann über den Mund mithilfe eines Laryngoskops entfernt. Ist der Tumor schon weit fortgeschritten und groß, besteht meistens die Indikation für eine Laryngektomie. Diese beinhaltet dann in der Regel neben der Entfernung des Kehlkopfes auch die Entfernung der Stimmbänder, die ja Teil des Kehlkopfes sind. Alternativ kann eine Laryngektomie zusätzlich eine Fistelanlage zwischen Luft- und Speiseröhre beinhalten. Diese ermöglicht dann später die Einlage einer Stimmprothese, um postoperativ das Sprechen wieder zu erlernen. Die Operation erfolgt unter Vollnarkose über einen Schnitt in den Hals.

Abb. 1 Luftfluss nach einer Laryngektomie ohne und mit Stimmprothese
Abb. 1 Luftfluss nach einer Laryngektomie ohne und mit Stimmprothese

Was sind die Ursachen?

Grund für eine Laryngektomie ist so gut wie immer Krebs. Die wichtigsten Auslöser von Kehlkopfkrebs sind zweifelsfrei das Rauchen und der Alkoholkonsum. Da in Deutschland Männer mehr rauchen und mehr Alkohol trinken, erkranken sie auch deutlich häufiger als Frauen an dieser Krebsart. Bei den Männern steht der Kehlkopfkrebs auf Platz 14 der häufigsten Krebserkrankungen, bei den Frauen auf Platz 18. Jedes Jahr erkranken rund 3.500 Männer und Frauen an einem Larynxkarzinom. Das Haupterkrankungsalter liegt zwischen 60 und 70 Jahren.
Aber auch der Kontakt mit Schadstoffen wie beispielsweise Asbest kann das Risiko, an einem Larynxkarzinom zu erkranken deutlich erhöhen. Studien der letzten Jahre haben zudem gezeigt, dass auch eine Infektion mit menschlichen Papillomviren das Erkrankungsrisiko für Kehlkopfkrebs steigert.

Wie funktioniert dann die Atmung?

Die Laryngektomie hat weitreichende Konsequenzen für den Betroffenen. Der Kehlkopf hat nämlich zwei wichtige Funktionen. Erstens ermöglicht der Kehlkopf inklusive der Stimmbänder das Sprechen und zweitens verhindert er, dass Speisen versehentlich in die Luftröhre geraten. Nach einer Laryngektomie muss die Verbindung zwischen Luft- und Speiseröhre verschlossen werden. Das bedeutet, dass die Atmung durch Mund und Nase nicht mehr funktioniert. Deswegen wird dann über einen Luftröhrenschnitt ein Tracheostoma angelegt. In dieses wird eine Trachealkanüle eingelegt. Es können aber auch Platzhalter (evtl. mit HME-Filter (Feucht-Wärme-Austauscher) zur Sicherung der Atmung oder Pflegekanülen (bei Bedarf mit Sprechventil) eingelegt werden. Patienten, die keinen Kehlkopf mehr haben, atmen dann über das Tracheostoma bzw die darin platzierte Trachealkanüle direkt über den Hals in die Lunge.
Ein Tracheostoma bedeutet eine große Umstellung im Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Da die Verbindung zwischen Luft- und Speiseröhre verschlossen ist, ist die durch die Trachealkanüle einströmende Luft trockener und kälter. Dadurch kann sich die Luftröhre entzünden. Die Atemluft muss kontinuierlich über Vernebler angefeuchtet werden. Da die Luft dann nicht mehr über die Nase in den Körper gelangt, sind der Geschmacks- und Geruchssinn stark beeinträchtigt. Außerdem kann die Trachealkanüle im Hals das Schlucken erschweren. Speichel sammelt sich in der Kanüle und kann diese verstopfen. Ein Tracheostoma mit einer Trachealkanüle im Hals bedarf dauerhafter gewissenhafter Pflege, ist aber kein Hindernis für ein Leben in den eigenen vier Wänden.

Wie lernt man das Sprechen wieder?

Für die Patienten ist nach einer Kehlkopfentfernung der Verlust der gewohnten Sprache meistens die größte Veränderung in ihrem Leben. Die Stimme ist nicht völlig weg, aber die Betroffenen sprechen so leise, dass sie nur in völlig ruhiger Umgebung verstanden werden. Daher wird möglichst zeitnah nach dem Eingriff mit dem Patienten eine neue Sprechtechnik geübt. Hier stehen drei Techniken zur Verfügung (Vor- und Nachteile siehe Kasten).

  • Ösophagusstimme: Bei der Ösophagusstimme lernt der Patient, die Luft in die Speiseröhre zu drücken und diese für die Bildung der Stimme zu nutzen. Dies ist eine schon seit langem eingesetzte Technik, ohne Stimmbänder zu sprechen. Dabei wird Luft in die Speiseröhre gedrückt und dosiert wieder herausgelassen. Im Laufe der Zeit bilden sich Schleimhautwülste. Durch das kontrollierte Herauslassen der Luft werden diese Schleimhautwülste in Schwingungen versetzt. Dadurch entstehen wahrnehmbare Töne, die zu Sprachlauten geformt werden können.
  • Elektronische Sprechhilfe: Eine andere Möglichkeit ist eine elektronische Sprechhilfe, auch Elektrolarynx genannt. Sie besitzt eine Membran, die auf den Hals aufgesetzt wird und Schwingungen von außen in den Rachen bringt. Die entstehenden Töne können im Mund moduliert werden. Dabei werden - wie vorher bei der natürlichen Stimme - die Lippen und die Zunge bewegt.
  • Stimmprothese: Die dritte Möglichkeit ist der Einsatz einer Stimmprothese, einem Ventil, das zwischen Luftröhre und Speiseröhre operativ eingesetzt wird. Wenn der Stimmprothesenträger sein Tracheostoma verschließt, gelangt die ausgeatmete Luft über Luftröhre und Ventil in die Speiseröhre. Sie strömt dann weiter durch den Speiseröhreneingang in die Mundhöhle. Die Schleimhautfalten in der Speiseröhre werden in Schwingungen versetzt und ermöglichen dadurch die Stimmbildung.

Die erste Zeit nach der Laryngektomie ist für die Betroffenen nicht einfach. Das Wissen und die Angst, an einem lebensbedrohlichen Krebs erkrankt zu sein mischt sich mit den veränderten Lebensumständen. Das Sprechen fällt schwer und neue Techniken müssen erst erlernt werden. Das Loch im Hals und das Tracheostoma sind neu und ungewohnt. Sehr oft arbeiten deswegen die Kliniken, die den Eingriff durchführen mit ortsansässigen Selbsthilfegruppen zusammen. In Deutschland ist eine stationäre Anschlussbehandlung nach Laryngektomie der Regelfall.

Vorteile Nachteile
Ösophagus­stimme Die Stimme klingt relativ natürlich, der Patient ist nicht auf Hilfsmittel angewiesen Die Sprechtechnik muss über längere Zeit erlernt werden, als Nebenwirkungen treten öfters Sodbrennen und Reflux auf
Elektronische Sprechhilfe Das Erlernen gelingt meist recht schnell, man kann länger und ohne Ermüdung sprechen. Die Stimme klingt maschinell wie ein Roboter, Betroffene sind abhängig von einem äußerlich sichtbaren Gerät. Außerdem ist immer eine Hand zum Bedienen nötig.
Stimmprothese Die Technik lässt sich relativ schnell erlernen. Betroffene können länger ohne Ermüdung kommunizieren. Die Verständlichkeit der Sprache ist hoch. Prothese muss regelmäßig gereinigt werden, ansonsten besteht die Gefahr, dass sie verstopft. Es wird immer eine Hand benötigt um das Tracheostoma zuzuhalten.