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Stimmbandlähmung

Was ist eine Stimmbandlähmung?

Von einer Stimmbandlähmung sind in Deutschland jährlich rund 10.000 Menschen betroffen. Dem Großteil der Patienten, die unter einer einseitigen Störung leiden, können Fachärzte, Logopäden und Stimmtherapeuten sehr gut helfen. Bei einer beidseitigen Stimmbandlähmung gestaltet sich die Situation schwieriger. Diese Erkrankung, die auch Recurrensparese genannt wird, beeinträchtigt nicht nur die Stimme, sondern kann auch zu einer lebensbedrohlichen Atemnot führen. In Mitleidenschaft gezogen ist dabei der Nervus laryngeus recurrens, der Recurrensnerv. Das ist der Nerv, der die Stimmbänder reguliert. Manchmal ist anstelle diesen Nervs aber auch der Nerv verletzt, aus dem der Recurrensnerv entspringt, nämlich der Nervus vagus, der Vagusnerv.

Abb. 1 Normale, einseitig gelähmte und beidseitig gelähmte Stimmbänder
Abb. 1 Normale, einseitig gelähmte und beidseitig gelähmte Stimmbänder

Was sind die Ursachen?

Wie es zu einer Nervenschädigung und damit einer Stimmbandlähmung kommt, kann nicht immer nachverfolgt werden. Man spricht in diesen Fällen von idiopathischen Paresen. Man vermutet, dass hier entweder eine Infektionen mit Viren eine Rolle spielen könnte oder auch das Wiederauftreten und Reaktivieren von Viren, die bereits seit längerem im Körper „geschlafen“ haben und sich plötzlich wieder vermehren.
Sehr häufig jedoch sind Stimmbandlähmungen die Folge von Komplikationen bei Operationen. In erster Linie sind sie Folge von Schilddrüsen-Operationen, aber auch nach Eingriffen an der Wirbelsäule und am Hals. Um Schädigungen des Nervs während einer Schilddrüsenoperation zu vermeiden, steht dieser Nerv im Operationssaal gezielt unter Beobachtung. Bei dem dafür eingesetzten Verfahren namens Neuromonitoring werden mithilfe der Messung von kleinen elektrischen Impulsen am Muskel bereits minimale Schäden am Nerv sichtbar. Weil das Risiko von Schädigungen des Nervs gerade nach Operationen am Hals so hoch ist, wird sicherheitshalber nach dem Eingriff die Beweglichkeit der Stimmlippen durch einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder durch einen Phoniater geprüft.
Diese Nervenlähmungen können aber auch die Folge von Blutungen und Gefäßverschlüssen im Gehirn als Folge eines Schlaganfalls sein. Auch Schilddrüsenkrebs und seine Metastasen können die entsprechenden Nerven schädigen und damit ihre Funktion beeinträchtigen. Andere Tumorarten im Gehirn beeinträchtigen den Nerv an seiner Ursprungsstelle. Sehr selten hingegen ist eine Rekurrensparese die Folge von direkten Verletzungen am Hals.

Wie sehen Symptome & Diagnose aus?

Wenn der Nervus laryngeus recurrens geschädigt ist, verharrt er in der Mitte oder leicht seitlich. Je nachdem wie der Nerv liegt, kann es neben den oben genannten Symptomen wie Heiserkeit und eingeschränkter Atmung auch zu geräuschvollem Einatmen, Hecheln, Husten, Schluck- und Schlafstörungen und einer allgemeinen Einschränkung der Belastungsfähigkeit kommen. Eine Stimmbandlähmung kann – je nachdem ob nur ein oder beide Nerven in Mitleidenschaft gezogen sind – entweder ein- oder beidseitig auftreten.

  • Tritt die Rekurrensparese nur einseitig auf, ist in erster Linie die Stimme beeinträchtigt. Betroffene haben eine heisere, leise Stimme, die Kommunikation mit den Mitmenschen fällt schwerer, langes Sprechen und vor allem Singen ist schwer möglich. Aber auch die Atmung ist beeinträchtigt. Ist die Schädigung nur einseitig, kann die andere Seite diese Stimmbandlähmung etwas ausgleichen.
  • Bei einer beidseitigen Lähmung ist die Atmung fast immer so eingeschränkt, dass der Patient operiert werden muss. Und das meint nicht nur die Operation an den Stimmbändern, sondern evtl. auch die Anlage eines Tracheostomas.

Wie erkennt man eine Stimmbandlähmung?

Je nach Beschwerden mit der Stimme oder dem Atem wird der Betroffene seinen Hausarzt, einen Lungenfacharzt oder auch sofort einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde aufsuchen. Zu Beginn steht ein ausführliches Gespräch, in dem der Patient seine Symptome schildert. Der Facharzt wird dann die Stimmbänder sichten und deren Funktion testen. Und er wird die Ursache der Lähmung suchen.
Sofern ein Nerv geschädigt, aber nicht durchtrennt ist, kann sich die Stimmbandlähmung innerhalb von einem halben bis zwei Jahren wieder erholen. Meistens wachsen die Nervenfasern aber falsch zusammen und bewirken damit einen Schluss der Stimmbänder.

Wie erfolgt die Therapie?

Bei einer einseitigen Stimmbandlähmung steht die Verbesserung der Stimme im Vordergrund der Behandlung. Deswegen spielt ein gezieltes logopädisches Stimmtraining eine große Rolle. Durch Stimmlippentraining wird versucht, die beiden Stimmbänder wieder in Kontakt zueinander zu bringen. Je besser und koordinierter die beiden Stimmlippen sich bewegen, umso besser kann der Patient sprechen.
Erzielt man mithilfe von Logopädie nicht den gewünschten Erfolg, versucht man die gelähmte Stimmlippe in die Nähe der gesunden Stimmlippe hin zu bewegen. Das Verfahren, das hier zum Einsatz kommt, heißt Stimmlippenaugmentation. Gemeint ist damit eine Unterfütterung des Stimmbands beispielsweise mit Hyaluronsäure. Das Stimmband wird dadurch dicker und kommt so eher mit dem anderen Stimmband in Kontakt. Die Stimmlippenaugmentation erfolgt entweder unter einer örtlichen Betäubung oder unter Vollnarkose.
Erst wenn diese Verfahren alleine nicht helfen, werden Operationen in Betracht gezogen. Ziel ist es dann, das beschädigte Stimmband mehr in die Mitte zu rutschen, damit es in Kontakt zu dem anderen kommt. Dabei wird entweder ein kleines Stück eingefügt oder ein Teil des Stimmbands wird nach innen gedreht.
Wenn eine Stimmbandlähmung auf beiden Seiten vorliegt, kommt es in den allermeisten Fällen zu einer deutlichen Einschränkung der Atmung, da sich die Stimmlippen nicht mehr ausreichend auseinander bewegen können. Dann ist in den allermeisten Fällen eine Operation unumgänglich.

Welche operativen Möglichkeiten bestehen?

Ist eine OP erforderlich, gibt es verschiedene Optionen: Erweiterung der Stimmritze, Luftröhrenschnitt (Tracheotomie), Wiederherstellung der Nerven oder Neurostimulation mittels eines Kehlkopfschrittmachers:

  • Erweiterung der Stimmritze: Unter Vollnarkose wird dann der Spalt zwischen den Stimmbändern, die sogenannte Stimmritze, erweitert. Um dem Betroffenen wieder zu einer besseren Atmung zu verhelfen, wird die Stimmlippe nach außen gezogen und damit der Abstand zwischen den Stimmbändern erweitert. Dabei gibt es zwei Verfahren. Bei einem werden die Stimmlippen zur Seite verlagert, bei dem anderen wird eines der beiden Stimmbänder mit einem Laser eingeschnitten und ein Teil entfernt. Dadurch werden die Atemwege wieder erweitert. Da die beiden Stimmbänder dann jedoch nicht mehr schließen, verschlechtert sich die Stimme. Es geht am Ende also immer um einen Kompromiss zwischen Atmung und Sprechen.
  • Manchmal entscheiden sich die Ärzte auch für einen Luftröhrenschnitt, damit der Betroffene wieder richtig Luft bekommt. In den Schnitt in die Luftröhre, auch Tracheotomie genannt, wird dann am Hals eine Trachealkanüle geschoben, über die der Patient dann seinen Körper mit Sauerstoff versorgt. Die Versorgung mit Sauerstoff erfolgt dann also nicht mehr über Nase und Mund, sondern weiter unten über die Kanüle im Hals. In das Tracheostoma wird dann eine Sprechkanüle eingesetzt, damit der Betroffenen trotz einer Stimmbandlähmung nicht nur wieder genug Sauerstoff bekommt, sondern auch wieder sprechen kann.
  • Für Patienten mit einer beidseitigen Lähmung der Stimmbänder bietet sich die elektrische Stimulierung der Kehlkopfnerven an. Dies geschieht in Form eines Schrittmachers, der am Brustbein unter der Haut implantiert wird. Ziel ist es, dem Betroffenen wieder zu einer besseren Atmung zu verhelfen, die Funktion des Kehlkopfes wiederherzustellen und die Lebensqualität zu verbessern. Schlucken und Sprechen werden durch einen Kehlkopfschrittmacher nicht beeinträchtigt. Das Einsetzen des Schrittmachers dauert rund zwei Stunden. Ziel dieser Methode ist es, die Stimmlippen immer bei Bedarf zu öffnen.