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Luftröhrenschnitt

Luftröhrenschnitt – Was ist das?

Hört man das Wort Luftröhrenschnitt – auch Tracheotomie genannt – haben viele Menschen dramatische Bilder vor Augen. Eine verschluckte Biene, ein Mensch mit einem blau angelaufenen Gesicht, der um Luft ringt, ein Retter, der beherzt die Luftröhre mit dem Taschenmesser öffnet, um dem Gestochenen mithilfe eines Strohhalms oder einer Kugelschreiberhülse in der Luftröhre das Leben zu retten.
Abgesehen davon, dass sich wirklich nur Fachleute an die Luftröhre trauen sollten, handelt es sich bei dem Beschriebenen genau genommen gar nicht um einen Luftröhrenschnitt, sondern lediglich um eine Koniotomie (stumpfes Eröffnen der Atemwege). Ein richtiger Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) hingegen wird dann – und zwar ausschließlich von Ärzten – gesetzt, wenn Menschen ihre Atemwege vorübergehend oder lebenslang nicht mehr benutzen können. Dann hilft ihnen ein Tracheostoma, damit die Lungen mit Sauerstoff versorgt werden.

Ein Tracheostoma stellt einen großen Einschnitt in das Leben jedes Betroffenen dar. Vieles ändert sich und der Patient und seine Angehörigen müssen lernen, sich an die veränderten Umstände zu gewöhnen. Die Luft kommt jetzt nicht mehr über Mund und Nase und das Tracheostoma muss sorgfältig gepflegt und gereinigt werden.
Genug Luft zum Atmen zu bekommen, ist eines der wichtigsten Bedürfnisse des Menschen. Eine Tracheotomie ist deswegen trotz aller Behinderungen ein großer Segen. Die Sicherstellung der Atmung ist eines der allerwichtigsten Gebiete der Medizin. Nicht umsonst wird jährlich bei rund 30.000 Menschen allein in Deutschland ein Luftröhrenschnitt durchgeführt.

Wann ist ein Luftröhrenschnitt nötig?

  • Wenn die oberen Atemwege behindert sind. Ursachen dafür können Krebswucherungen, Schwellungen, Stimmbandlähmungen oder Verletzungen und Missbildungen sein. Eine Tracheotomie hilft auch dann, wenn die Luftröhre gefährlich verengt ist (Trachealstenose) oder so schlaff, dass sie nicht mehr richtig funktioniert (Tracheomalazie).
  • Wenn der Kehlkopf entfernt werden muss (z.B. infolge von Kehlkopfkrebs)
  • Wenn Schleim nicht mehr abgehustet werden kann. Dies kann der Fall sein, wenn ein Mensch zu schwach zum Husten oder nicht bei Bewusstsein ist.
  • Wenn die Gefahr besteht, dass Speichel und Speisen in die Luftröhre gelangen könnten (Risiko einer Aspiration).
  • Bei Schluckstörungen und Blutungen im Mund- und Halsbereich
  • Wenn die Atmung nur eingeschränkt funktioniert. Dies ist bei verschiedenen Krankheiten der Fall. Dazu gehören Krebserkrankungen und verschiedene neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Myasthenie oder die Amytrophe Lateralsklerose. Auch Menschen, die an dem Guillain-Barré-Syndrom leiden, benötigen oft einen Luftröhrenschnitt.
  • Auch bei vielen Patienten mit Lungenerkrankungen ist die Atmung so stark eingeschränkt, dass sie Sauerstoff über einen anderen Kanal benötigen. Dies sind in erster Linie Menschen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).
  • Bei Patienten auf der Intensivstation ist die Atmung oft eingeschränkt, weswegen Luftröhrenschnitte hier zum Alltag gehören. Eine künstliche Beatmung über längere Zeit birgt die Gefahr, den Kehlkopf, die Nase oder die Stimmbänder zu verletzen. Deswegen bevorzugt man hier oft einen Luftröhrenschnitt.

Welche Anlagemethoden gibt es?

Grundsätzlich stehen zwei verschiedene Verfahren zur Verfügung: der chirurgische Luftröhrenschnitt zur Anlage eines permanenten Tracheostomas und die perkutane Dilatationstracheotomie (PDT) für die meist vorübergehenden Zugänge. Sprechen kann der Patient nach einem Luftröhrenschnitt nur, wenn eine spezielle Sprechkanüle eingelegt wurde.

  • Bei dem klassischen chirurgischen Luftröhrenschnitt wird unter Betäubung die Luftröhre von außen aufgeschnitten und eine U-förmige Öffnung präpariert. Dazu wird auch ein kleines Stück Knorpel entfernt. In diese Öffnung wird dann eine Trachealkanüle gelegt, über die der Körper danach mit Sauerstoff versorgt werden kann. Diese Öffnung verschließt sich auch dann nicht, wenn vorübergehend keine Kanüle eingelegt wird.
  • 1955 kam ein zweites Verfahren für einen Luftröhrenschnitt hinzu, der dilatative Luftröhrenschnitt oder medizinisch korrekt die perkutane Dilatationstracheotomie (PDT). Vor allem seit den letzten 20 Jahren wird diese Methode immer öfter angewandt. Hierbei wird in lokaler Betäubung, in Sedierung oder in Narkose in die Haut eingestochen und diese Einstichstelle stumpf so lange auseinandergezogen, bis der Arzt auf die Luftröhre stößt. Die Luftröhre wird vorsichtig aufgedehnt und erst dann die Trachealkanüle eingesetzt. Ein Austausch von Kanülen muss rasch erfolgen, da sich die Öffnung schnell wieder schließt, wenn der Betroffene keine Trachealkanüle trägt.
    Dieses Verfahren wird meist dann angewendet, wenn die Ärzte davon ausgehen, dass das Tracheostoma nur vorübergehend getragen werden muss. Der dilatative Luftröhrenschnitt hat unter anderem den Vorteil, dass der unter Umständen riskante Transport von Patienten in einem oft sehr schlechten Zustand in einen Operationssaal entfällt. Auch die Kosten der perkutanen Dilatationstracheotomie sind deutlich niedriger als bei einem klassischen Luftröhrenschnitt. Bereits um 1990 wurden praktische Kits zur perkutanen Tracheotomie mit einem einfachen Dilatator auf den Markt gebracht. Damit können auch Ärzte, die keine Chirurgen sind, diesen Eingriff in erster Linie auf Intensivstationen vornehmen.

Welche Komplikationen kann es geben?

Jede noch so kleine Operation birgt das Risiko von Komplikationen. Bei einem Luftröhrenschnitt kommt es am häufigsten zu Blutungen und Verletzungen um den Schnitt herum. Dabei ist bei diesem Eingriff in erster Linie die Schilddrüse betroffen, die gut durchblutet ist. Schon kleine Verletzungen können zu starken Blutungen führen. In Mitleidenschaft gezogen werden aber manchmal auch die Nerven und Gefäße im Halsbereich. Taubheitsgefühle und eine Beeinträchtigung der Stimmbänder können die Folge sein. Werden im schlimmsten Fall die Nerven links und rechts durchtrennt, hat das eine Stimmbandlähmung zur Folge. Dies kann dramatische Folgen haben, weil gelähmte Stimmbänder das Sprechen unmöglich machen.

Was sind Vor- und Nachteile der Methoden?

Aber welche der beiden Methoden ist besser und komplikationsärmer? Die chirurgische Tracheotomie, die auf eine sehr lange Geschichte zurückblickt oder der dilatative Luftröhrenschnitt, der seit etwa 1985 immer häufiger zum Einsatz kommt? Eine eindeutige Antwort hierauf kann nicht gegeben werden. Ärzte diskutieren immer noch über die Vor- und Nachteile beider Techniken. Fest steht jedoch, dass der dilatative Luftröhrenschnitt heute zumindest auf den Intensivstationen der komplikationsärmere Eingriff ist. Seitdem diese Technik ausgefeilt ist, hat sie den Vorteil einer kürzeren Operationszeit und einer kleineren Wunde, ist jedoch technisch komplizierter. Nachteil des dilatativen Luftröhrenschnitts ist die Tatsache, dass sich das Loch schnell schließt, wenn die Trachealkanüle zum Wechseln herausgenommen wird oder herausfällt. Deswegen wird man einem Betroffenen, der mit einer Trachealkanüle zu Hause weiterleben will, einen chirurgischen Luftröhrenschnitt setzen, weil hier der Wechsel der Kanüle einfacher und komplikationsärmer ist. Bei der dilatativen Methode wird außerdem die Kanüle eher mal falsch platziert. Bei einem Patienten im Operationssaal, der von der Beatmungsmaschine genommen werden soll, wird man eher die dilatative Tracheotomie einsetzen, wenn man davon ausgeht, dass der Betroffene in absehbarer Zeit wieder über Mund und Nase atmen können wird.