Was ist Harninkontinenz?
In Deutschland leiden über acht Millionen Menschen an einer Harninkontinenz (auch als Urininkontinenz bezeichnet), wobei die Dunkelziffer sicher höher liegt. Denn für die Betroffenen bedeutet eine Harninkontinenz nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein soziales sowie hygienisches Problem. Betroffen sind beide Geschlechter in jedem Alter. Im mittleren Lebensalter sind Frauen deutlich häufiger von einer Harninkontinenz betroffen als Männer. Im fortgeschrittenen Lebensalter gleichen sich bedingt durch Demenz und sinkende Mobilität die Zahlen an.
Die Harninkontinenz ist national und international definiert als die fehlende Fähigkeit, den Blaseninhalt zu speichern und selbstbestimmt zu entleeren. Der Begriff umschreibt den Zustand eines unwillkürlichen Urinverlustes jeglichen Ausmaßes. Die Ursachen sind vielfältig. Grundsätzlich werden folgende Formen der Harninkontinenz unterschieden:
- Belastungsinkontinenz, früher auch Stressinkontinenz genannt. Sie ist gekennzeichnet durch einen unwillkürlichen Urinabgang bei körperlicher Belastung aufgrund einer Schwäche (Insuffizienz) des Verschlussmechanismus der Harnröhre.
- Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz) oder auch Syndrom der überaktiven Blase (OAB) mit ungewolltem Urinabgang. Der unwillkürliche Urinverlust steht in Verbindung mit einem starken Harndrang aufgrund einer Druckerhöhung der Harnblase.
- Überlaufinkontinenz. Betroffe einer Überlaufinkontinenz haben meist Schwierigkeiten, ihre Harnblase zu leeren (aufgrund von Abflussbehinderungen oder einer Muskelschwäche). Durch den starken Druck der vollen Harnblase kommt es zu einem unwillkürlichen Urinabgang.
- Reflexinkontinenz. Bei einer Reflexinkontinenz sind die Strukturen, die die Nervenimpulse aus Gehirn oder Rückenmark auf die Blase übertragen, geschädigt oder erkrankt. In Folge geht die Kontrolle über die willkürliche Blasenentleerung verloren.
Über diese vier Grundtypen der Harninkontinenz hinaus existieren noch
- die Mischinkontinenz als Kombination aus Symptomen der Belastungsinkontinenz und der Dranginkontinenz
- die funktionelle Inkontinenz, bei der die Ursache der Inkontinenz nicht mit einer gestörten Blasenfunktion in Zusammenhang steht, sondern es den Betroffenen z.B. aufgrund von Demenz, mangelnder Mobilität nicht möglich ist, die Toilette (rechtzeitig) zu erreichen.