Die Versorgung eines Tracheostomas erfordert nicht nur Fachwissen, sondern auch ein hohes Maß an Achtsamkeit – insbesondere, wenn Komplikationen wie die sogenannte Hypergranulation auftreten. Dabei handelt es sich um die Bildung von überschüssigem Granulationsgewebe rund um die Trachealkanüle. Diese Wucherung erscheint meist gerötet, feucht und wulstig, was nicht nur optisch auffällt, sondern auch funktionelle und pflegerische Probleme mit sich bringen kann. Viele Betroffene berichten über Schmerzen, gelegentliche Blutungen und eine erschwerte tägliche Pflege. Doch woher kommt diese Gewebeveränderung und was kann man dagegen tun?
Warum kommt es zur Hypergranulation?
Hypergranulation zählt zu den häufigsten äußeren Komplikationen bei einem Tracheostoma – insbesondere bei dilatativen (also durch Dehnung angelegten) Stomata. Die Ursachen sind meist mechanischer Natur: Reibung, Druck, ein ständiger Zug an der Kanüle oder eine nicht optimal sitzende Trachealkanüle können zu einer Reizung des umliegenden Gewebes führen. Auch anhaltende Feuchtigkeit durch Sekret oder mangelnde Belüftung des Stomas spielt eine Rolle. Das Gewebe reagiert auf diese Reize mit übermäßiger Bildung von Granulationsgewebe – einem eigentlich normalen Bestandteil des Heilungsprozesses, der hier jedoch über das Ziel hinausschießt.
Welche Folgen kann Hypergranulation haben?
Die übermäßige Gewebebildung stellt nicht nur ein ästhetisches Problem dar, sondern kann die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen. Die Pflege des Tracheostomas wird erschwert, da der Zugang zum Stoma eingeengt oder schmerzhaft sein kann. In manchen Fällen kann es sogar zu einer Verdrängung oder Fehlpositionierung der Kanüle kommen, was das Risiko weiterer Komplikationen erhöht. Nicht zuletzt kann die Hypergranulation eine Infektionsquelle darstellen, da das feuchte Gewebe anfälliger für Keimbesiedelung ist.
Was kann gegen Hypergranulation unternommen werden?
Der erste Schritt sollte stets die Rücksprache mit dem behandelnden Ärzteteam sein. Nur gemeinsam kann die optimale Lösung für die individuelle Situation gefunden werden. Häufig reicht es aus, kleinere Anpassungen vorzunehmen, etwa:
- Optimierung der Kanülenposition: Eine passende Trachealkanüle, die weder drückt noch zieht, verhindert oft weitere Reizungen.
- Druckentlastung: Durch spezielle Fixierungsmethoden oder Polsterungen kann der Druck auf das Gewebe rund um das Tracheostoma reduziert werden.
- Wundmanagement: Antiseptische Salben oder feuchtigkeitsregulierende Wundauflagen können die Reizung lindern und die Heilung unterstützen.
- Vermeidung von übermäßiger Feuchtigkeit: Ein trockenes, aber nicht austrocknendes Milieu fördert eine gesunde Wundheilung.
In besonders ausgeprägten Fällen, in denen konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann ein kleiner chirurgischer Eingriff erforderlich sein. Dabei wird das überschüssige Granulationsgewebe unter lokaler Betäubung vorsichtig entfernt.
Prävention ist der beste Schutz
Neben der Behandlung spielt auch die Prävention eine entscheidende Rolle. Eine regelmäßige Kontrolle des Stomas, eine sorgfältige Hygiene sowie ein gut abgestimmtes Kanülenmanagement können die Entstehung von Hypergranulation deutlich reduzieren.
Hypergranulation beim Tracheostoma ist zwar eine häufige, aber in der Regel gut behandelbare Komplikation. Entscheidend ist, frühzeitig zu handeln und nicht zu zögern, medizinischen Rat einzuholen. Durch gezielte Maßnahmen – von der Anpassung der Trachealkanüle bis hin zu pflegerischen Interventionen – lässt sich das überschüssige Gewebe meist gut in den Griff bekommen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient, Pflegeteam und behandelndem Arzt ist dabei der Schlüssel zu einer erfolgreichen Wundversorgung.