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Analprolaps

Was ist ein Analprolaps?

Der Begriff Analprolaps wird verwendet für das Vortreten oder den so genannten Vorfall der Schleimhaut des allerletzten Darmabschnitts aus der Darmöffnung, dem Anus. Dabei rutscht die Haut durch die muskulöse Öffnung, die normalerweise durch den ringförmigen Schließmuskel, den so genannten Sphinktermuskel verschlossen ist. Da die vorgefallene Schleimhaut sich normalerweise im Inneren des Körpers befindet und dort vor Reizen wie Reibung geschützt ist, kann es aufgrund eines Analprolaps zu örtlichen Entzündungsreaktionen mit einer Rötung oder sogar der Ausbildung von Geschwüren kommen.

Der Analprolaps kann auch als Mukosaprolaps bezeichnet werden. Er darf nicht mit dem so genannten Rektumprolaps verwechselt werden. Bei diesem tritt die Schleimhaut des Mastdarms (Rektums) oder Enddarms, das heißt des Darmabschnitts, der sich vor dem After befindet, durch den Schließmuskel aus.

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Darstellung eines Anal- und Rektumprolaps

Je nachdem, wie stark der Analprolaps ausgeprägt ist, können verschiedene Formen unterschieden werden. Fällt nur ein kleines Stück der Darmschleimhaut durch den Schließmuskel vor, sprechen Mediziner von einem partiellen oder auch segmentären Analprolaps. Bei einem semizirkulären Analprolaps rutscht etwa die Hälfte des Durchmessers des Darms durch den After heraus. Ein Analprolaps, bei dem der gesamte Umfang der Schleimhaut kreisförmig hervortritt, wird als totaler Prolaps bezeichnet.

In manchen Fällen kann sich die hervorgefallene Schleimhaut von alleine wieder zurückziehen. Man spricht dann von einem nicht fixierten, das heißt reponiblen Analprolaps. Bildet sich der Analprolaps nicht von alleine zurück und bleibt dauerhaft bestehen, handelt es sich um einen so genannten fixierten, irreponiblen Analprolaps. Grundsätzlich gibt es fließende Übergänge zwischen beiden Formen. Je länger der Analprolaps ohne Behandlung bestehen bleibt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich zu einem permanenten, fixiertem Prolaps entwickelt.

Die absolute Anzahl an Analprolaps-Fällen ist unbekannt. Allerdings nimmt die Häufigkeit, daran zu erkranken, mit dem Alter zu. Frauen sind deutlich häufiger davon betroffen als Männer.

Analprolaps und Inkontinenz

Stuhlinkontinenz bedeutet zunächst einmal, dass die Fähigkeit verloren gegangen ist, den Stuhl ort- und zeitgerecht abzusetzen. Ohne willentliche Beeinflussung werden Luft, Darmschleim oder Stuhl verloren. Das kann sowohl bei einer echten Stuhlinkontinenz der Fall sein als auch bei starker Verstopfung, wenn sich „Reste“ am harten Stuhl vorbei den Weg nach außen bahnen. Das Resultat sind sogenannte Stuhlunfälle. Die Unterwäsche wird verunreinigt, vermehrte Blähungen können auftreten. Es gibt viele Ursachen dafür – eine davon kann ein Analprolaps sein. Über die nach außen gewölbte Schleimhaut kommt es zu Stuhlinkontinenz und Stuhlschmieren.

Wie sehen die Symptome aus?

Bei einem Analprolaps ist eins der typischen Symptome eine Stuhlinkontinenz, das heißt ein unbeeinflussbarer Abgang von Stuhl aus dem Darm. Erstes Anzeichen sind meist kleine Kotspuren in der Unterhose und ein Nässen im Afterbereich. Der Abgang von Stuhl kann von Blutungen begleitet sein. In vielen Fällen wird der Vorfall der Schleimhaut sichtbar, wenn Betroffene stark pressen, schwere Lasten heben, Niesen oder Husten. Aufgrund des ständigen Abgangs von Stuhl oder Flüssigkeit kann es begleitend zu Veränderungen der Haut in der Umgebung des Afters und in der Analfalte kommen, die oft zu einem Juckreiz und wunden Stellen führen.

Da die hervorgetretene Haut ungewohnten Druck- und Reibkräften ausgesetzt ist, kann ihre Oberfläche leicht verletzt werden. In der Folge entstehen häufig Blutungen oder sogar unangenehme Geschwüre.

Was sind die Ursachen?

Die genaue Ursache eines Analprolapses ist noch nicht bekannt. Wissenschaftler vermuten allerdings, dass seine Entstehung mit dem Auftreten von Hämorrhoiden im fortgeschrittenen Stadium im Zusammenhang steht. Häufig tritt er erstmals aufgrund eines starken Pressens beim Stuhlgang auf.

Weitere Faktoren, die für die Entstehung eines Analprolaps verantwortlich sein könnten, sind ein zu stark angespannter Schließmuskel, der die herausgetretenen Strukturen regelrecht „stranguliert“, ein geschwächter Schließmuskel, der die Schleimhaut des Darms nicht zurückhalten kann, oder eine chronische, das heißt über einen langen Zeitraum bestehende, immer wieder auftretende Verstopfung (Obstipation), die zu einem ständigen starken Pressen beim Stuhlgang führen. Eine Ursache für einen Analprolaps kann auch eine Schwäche der Muskulatur des Beckenbodens sein. Diese kann vor allem bei Frauen zum Beispiel nach Geburten oder gynäkologischen Eingriffen auftreten. Der so genannte fixierte Analprolaps, der dauerhaft besteht, könnte eine Spätfolge vorhergehender Operationen in der Analgegend sein und durch eine Schrumpfung von Narben oder immer wieder auftretende Entzündungen verursacht werden.

Wie erfolgt die Diagnose?

Erster Schritt der Diagnose eines Analprolaps ist ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt (Anamnese). Dieser wird nach vorhandenen Symptomen fragen, wie lange diese schon anhalten und ob sie nur in bestimmten Situationen, zum Beispiel nach dem Stuhlgang, auftreten. Einen Hinweis auf die Diagnose können dem Arzt auch Informationen zu im Moment bestehenden oder bereits früher vorhandenen Hämorrhoiden geben. Bei Frauen wird der Arzt auch nach früheren Geburten fragen.

Dem Gespräch folgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Bei dieser wird der Arzt unter anderem die Analregion auf Veränderungen untersuchen und außerdem das untere Ende des Darms vom After aus mit einem Finger austasten (digitale Rektaluntersuchung). Wenn der Analprolaps beim Betätigen der Bauchpresse oder Husten sichtbar wird, kann der Arzt eine eindeutige Diagnose aufgrund des typischen Aussehens stellen. Er kann in diesem Fall eine weißlich-helle Schleimhaut mit einer glatten Oberfläche sehen. Im Gegensatz zum Analprolaps stülpt sich bei einem Rektumprolaps die rote, faltige Schleimhaut des Mastdarms (Rektum) durch den Anus nach außen, während der Analkanal, das heißt das letzte Stück des Darms, außen nicht sichtbar wird. Außerdem können sich Polypen aus dem unteren Drittel des Mastdarms nach außen drücken. Diese könnten ebenfalls mit einem Analprolaps verwechselt werden und sollten daher genau untersucht werden.

Wichtig ist bei der Diagnose eines Analprolaps auch, diesen von anderen Erkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen führen können, abzugrenzen. Deshalb können weitere Untersuchungen notwendig sein. Um das Innere des Darms auf Veränderungen zu untersuchen, kann der Arzt eine Spiegelung des Mastdarms (Rektoskopie) durchführen. Bei dieser wird ein dünnes Rohr in den After und den Mastdarm eingeführt und vorsichtig zurückgezogen. Am Ende des Rohrs befindet sich eine kleine Kamera mit einer Lichtquelle. Diese Kamera überträgt Bilder auf einen Monitor, sodass der Arzt jeden Abschnitt der Darmschleimhaut genau betrachten kann. Gleichzeitig können mithilfe kleiner Zangen Gewebeproben von auffälligen Stellen genommen und später im Labor untersucht werden.

Wie wird Analaprolaps behandelt?

Die Therapie des Analprolaps unterscheidet sich je nach seiner Ausprägung und seinem Schweregrad. Bei sehr leichten Fällen kann die Schleimhaut meist mit einem Finger wieder zurückgeschoben werden. Manchmal ist hierfür noch nicht mal ein Arzt notwendig, sondern Betroffene können selbst probieren, die hervorgetretene Haut zurückzuschieben.

Sollte ein Zurückschieben nicht möglich sein, ist die häufigste Therapie eines partiellen Analprolaps eine so genannte Verödung (Sklerosierung). Bei diesem Verfahren wird ein Medikament direkt in die hervorgetretene Haut gespritzt. Diese Arzneimittel bewirkt eine Schrumpfung der Hautfalte, sodass sich diese wieder in den After zurückziehen kann. Vor allem, wenn ein Analprolaps in Kombination mit Hämorrhoiden auftritt, wird das Verfahren der Verödung eingesetzt.

Eine Alternative zur Verödung ist die so genannte Ligaturbehandlung. Bei dieser wird die hervorgetretene Hautfalte abgebunden – meist mit kleinen Gummiringen. Das Gewebe wird nicht mehr durchblutet und stirbt in der Folge ab. Meist fällt es nach etwa drei Tagen von alleine ab. Die entstandene Wunde im Darm heilt im Anschluss ab.

Sollte es zu einem zirkulären, totalen Analprolaps oder sehr hartnäckigen Fällen eines partiellen Analprolaps kommen, ist in den meisten Fällen eine Operation notwendig. Bei dieser wird die Schleimhaut zurück in den After geschoben und dort fixiert, damit sie nicht mehr hervortreten kann.

Um sich vor einem weiteren Analprolaps zu schützen, sollten Betroffene, die vermehrt zu Verstopfung neigen, auf eine Ernährung achten, die reich an Ballaststoffen ist. Wichtig ist außerdem eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, um einer Verstopfung vorzubeugen.

Inkontinenz-Hilfsmittel und Analprolaps: Bei der Bewältigung von Inkontinenzproblemen bei einem Analprolaps können moderne Hilfsmittel eine wichtige Rolle spielen. Sie geben den Betroffenen oft Kontrolle, Sicherheit und Freiheit zurück und ermöglichen so deutlich mehr Lebensqualität.

Um die Bedürfnisse Betroffener möglichst gut und situationsgerecht zu versorgen, gibt es verschiedene Hilfsmittel und ein noch größeres Spektrum konkreter Produkte diverser Hersteller. Oft wissen Betroffene gar nicht um diese Möglichkeiten.

Aus Sicht des Einzelnen ist hier entscheidend, sich gut zu informieren und dann aus den Möglichkeiten die Versorgungslösung zu wählen, die optimal auf die individuelle medizinische Situation und seinen Lebensstil passt. Grundlage hierfür ist zum einen die richtige Diagnose, zum anderen eine Beratung durch Hilfsmittelspezialisten, die einen strukturierten Überblick über den Hilfsmittelmarkt haben und auf den individuellen Fall bezogen beraten können. Auf den Seiten zu „Produkte verstehen“ finden Sie umfangreiche Informationen zu den verschiedenen Inkontinenzhilfsmitteln, deren Anwendungsbereichen und Vor- und Nachteilen.

Carola Eilers

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Carola Eilers, Kontinenz-Beraterin

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Weiterführende Informationen

DGVS
Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: www.dgvs.de