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Belastungsinkontinenz

Was ist Belastungsinkontinenz?

Die Belastungsinkontinenz (auch Stressinkontinenz genannt) beschreibt das Phänomen des unwillkürlichen Harnverlustes bei erhöhtem Druck im Bauchraum aufgrund körperlicher Belastung. Husten, Niesen, Gehen, Treppensteigen oder auch Aufstehen – das alles sind Dinge, die den Bauchinnendruck erhöhen und zu einem unkontrollierbaren Urinverlust führen können. Die Ursache ist ein nicht ausreichend funktionierender Verschlussmechanismus der Harnröhre. Eine Belastungsinkontinenz kann quasi in jedem Alter auftreten. Vor allem bei älteren Patienten führt sie nicht selten zu Depressionen, Stürzen, Hautkomplikationen, sozialer Isolierung, Krankenhauseinweisungen und Pflegeheimaufnahmen.

Wie sehen die Symptome aus?

Die Einteilung der Belastungsharninkontinenz erfolgt pragmatisch und ist sehr einfach. Grad I beschreibt den unwillkürlichen Urinverlust bei schwerer körperlicher Aktivität wie zum Beispiel Husten, Pressen oder Heben von schweren Gegenständen. Grad II beinhaltet den Urinverlust bei leichten körperlichen Aktivitäten wie zum Beispiel Gehen oder Aufstehen. Grad III bedeutet Urinverlust auch schon im Liegen.

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Was sind die Ursachen?

Die Belastungsinkontinenz ist mit bis zu 40% die häufigste Form der Inkontinenz bei Frauen. Die Ursache ist häufig eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur und des Verschlussmechanismus am Blasenauslass. Zu Schäden kann es aufgrund von Schwangerschaften, vaginalen Geburten, gynäkologischen Operationen, Organsenkungen oder -vorfällen, Hormonumstellung in der Menopause oder auch Alterungsprozessen kommen. Aber auch Übergewicht, Bewegungsmangel und schwere körperliche Arbeit können Ursachen einer Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz) sein. In Folge der Veränderungen ist entweder die Harnröhre nicht mehr fest im Haltesystem aus Muskel- und Bindegewebe verankert oder die Verschlussfähigkeit der Blase an sich ist beeinträchtigt. Die körperlichen Belastungen verursachen eine Erhöhung des Druckes im Bauchraum und damit eine Erhöhung des Druckes auf die Blase. Der geschwächte Blasenverschlussapparat des Beckenbodens und die Schließmuskeln der Harnröhre sind dem Druck nicht mehr gewachsen. 

Ursachen der Belastungsinkontinenz bei Männern

Bei Männern kommt es weniger häufig zu einer Belastungsinkontinenz. Symptome werden vor allem nach Operationen im Bereich der Prostata zum Beispiel nach einer radikalen Prostataentfernung aufgrund von Prostatakrebs oder nach einer Prostataadenomentfernung, nach Eingriffen an der Harnröhre oder in Folge einer Strahlentherapie beobachtet. Eine schwere körperliche Belastung ist eher selten die Ursache.

Wie erfolgt die Diagnose?

Bei Inkontinenz ist eine gute Diagnostik zur Bestimmung von Form und Ursache wichtig, da sich je nach Fall die gewählten Therapieansätze deutlich unterscheiden können. Die Diagnose erfolgt tyischerweise in zwei Schritten: Der Basisdiagnostik und möglicherweise weiterführenden Untersuchungen. 

Basisuntersuchungen

Zur Basisdiagnostik gehören 

  • Eine gründliche Anamnese, in der folgende Informationen erfasst werden: 
    • Vorerkrankungen neurologischer, gynäkologischer oder urologischer Art sowie Voroperationen 
    • Die Einnahme von Medikamenten 
    • Die Anzahl an Schwangerschaften und die Art der Geburten, Stuhlfunktion sowie eine Sexualanamnese 
  • Eine körperliche Befunderhebung, bei der Bauchraum, Vagina und Rektum untersucht werden. Auch die Blase und die umgebenden Organe werden abgetastet. Bei Frauen ist zusätzlich eine Beurteilung der Beckenbodenmuskulatur und eine Spekulumeinstellung, bei Männern ein Abtasten der Prostata nötig. 
  • Ein Miktionsprotokoll, bei welchem Flüssigkeitszufuhr und Urinausscheidung strukturiert über mehrere Tage erfasst werden. Dies ermöglicht einen wertvollen Überblick über das Ausscheidungsverhalten und kann das Erkennen von Zusammenhängen ermöglichen 
  • Im Rahmen einer Urinuntersuchung werden im Urin enthaltene Substanzen analysiert. So können Hinweise auf zu Grunde liegende Erkrankungen gewonnen werden 

Weitergehende Untersuchungen

Weiterführende Untersuchungen können notwendig sein, falls die Basisuntersuchungen Hinweise auf eine komplizierte Harninkontinenz ergeben. Sie werden durch einen Urologen durchgeführt und können folgende Untersuchungen beinhalten: 

  • Bildgebende Verfahren wie z.B. den Ultraschall zur Darstellung von Harnröhre, Blase, Symphyse, Scheide; eventuell auch Gebärmutter und Enddarm 
  • Eine Restharnbestimmung, bei der das nach dem Toilettengang in der Blase verbleibende Urinvolumen gemessen wird 
  • Einen Pad-Test, um den Schweregrad des Urinverlusts zu bestimmen 
  • Die Urodynamik, die verschiedene Tests (Harnstrahlmessung, Blasendruckmessung, Harnröhrendruckprofil) zur Beurteilung der Funktion von Blase und Harnröhre umfasst 
  • Eine Blasenspiegelung, die als endoskopische Untersuchung eine Betrachtung des Blaseninneren sowie der Harnröhre und Prostata beim Mann ermöglicht

Wie sieht die Behandlung aus?

Die Behandlung einer Belastungsinkontinenz erfolgt über mehrere Ansätze. Im Bereich der sog. Lifestyle-Intervention steht meistens eine Gewichtsreduktion im Vordergrund. Es kann auch helfen, weniger zu rauchen, eine evtl. sehr hohe tägliche Trinkmenge zu reduzieren oder bei Verstopfung für einen regelmäßigen Stuhlgang zu sorgen. 
 

Beckenbodentraining: Gezielte Übungen können zum Aufbau und zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur beitragen
Beckenbodentraining: Gezielte Übungen können zum Aufbau und zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur beitragen
  • Konservative Therapie
    Im konservativen Therapiebereich steht die Physiotherapie an erster Stelle. Ein Beckenbodentraining sollte mindestens für vier bis sechs Wochen durchgeführt werden und alle weiteren Behandlungsansätze unterstützen. Methoden der Elektrostimulation, Magnetfeldstimulation, Vibrationstraining oder auch das sog. Biofeedback-Training können das Beckenbodentraining sinnvoll unterstützen. Inkontinenzeinlagen können als supportive Maßnahme sinnvoll sein. Des Weiteren kommen Vaginalkonus oder verschiedene Formen der Pessarbehandlung zum Einsatz. Schaumstoffpessare sind Einmalartikel und können z.B. beim Wandern oder Joggen passager helfen. Nicht selten werden sie eingesetzt, um eine operative Therapie zu initiieren oder den Behandlungserfolg einer solchen operativen Maßnahme abschätzen zu können. Eine Operation ist aber zumeist die letzte Option – wenn die Inkontinenz sehr ausgeprägt ist und wenn alle anderen Maßnahmen keinen Erfolg zeigen bzw. zu keiner Verbesserung führen. Bei allen Möglichkeiten ist aber nicht zu vergessen, dass eine Reduktion des Körpergewichtes bei Übergewicht helfen kann, die Symptome zu reduzieren. 
      
  • Medikamentöse Behandlung der Belastungsinkontinenz
    Die medikamentöse Therapie bei Frauen sieht mehrere Optionen vor:
    • Lokal eingesetzte Östrogene führen bei postmenopausalen Frauen zu guten Ergebnissen
    • Eine weitere Option ist eine Behandlung mit dem selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) Duloxetin
    • Vor einer vaginal-chirurgischen Inkontinenz-OP wird eine 3-monatige Vorbehandlung mit einem lokalen Östrogen empfohlen. 

    Die medikamentöse Therapie bei Männern kann mit alpha-Rezeptor-Agonisten (Epinephrin, Midodrin), beta-Rezeptor-Agonisten (Glenbuterol) oder Serotonin/Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmern (Imipramin, Duloxetin) erfolgen. 
  • Chirurgische Interventionen bei Frauen
    Für die Behandlung der Belastungsinkontinenz der Frau gibt es zahlreiche operative Möglichkeiten wie vaginale OP-Verfahren, Suspensionsplastiken oder auch eine spannungsfreie Schlinge. Das Spektrum und die Therapieoptionen sind groß. Neben den offenen sog. klassischen Operationen (Kolposuspensionsplastiken nach Marschall-Marchetti, nach Burch oder auch Stamey-Pereyra) mit guten Langzeitergebnissen setzen sich immer mehr die minimal invasiven vaginal einzusetzenden Polypropylenbänder (Kunststoffbänder) durch. Auch hier sind die Erfolgsaussichten gut. Operationen wie zum Beispiel das TVT-Verfahren (Tensionfree Vaginal Tape) oder auch das TOT-Verfahren (Transobturatorisches Band) stehen hier vorne an. Das spannungsfreie Band (TVT) wird über einen kleinen Schnitt in der Scheide unter die Harnröhre gelegt und gen Oberschenkelinnenseite oder hinter dem Schambeinbogen ausgeleitet. Eine noch weniger invasive Methode, die sogar in Lokalanästhesie erfolgen kann, ist die Anlage einer spannungsfreien Schlinge. Die Entlastung ist meistens recht frühzeitig möglich, die primären Kontinenzraten sind sehr hoch, die Langzeitergebnisse gut. Allerdings kann es zu einer Überkorrektur, also einer Harnverhaltung oder auch eine intraoperativen Blasenverletzung bzw. einer Arrosion der Harnröhre oder einer Arrosion des Blasenhalses kommen. Eine weitere Option ist die Unterspritzung im Bereich der Harnröhre zum Beispiel mit Hyaluronsäure oder Kollagen. Dadurch wird die Harnröhre besser abgedichtet. Vielfach sind zwei Sitzungen im Abstand von vier Wochen erforderlich. 

  • Chirurgische Interventionen bei Männern
    Da die Belastungsinkontinenz z.B. nach radikaler Prostatektomie häufig einen günstigen Spontanverlauf hat, sollten ausreichend lange konservative Therapien eingesetzt werden, bevor man eine operative Therapieoption wählt. Nach Versagen konservativer Therapien steht aber eine Vielzahl an operativen Verfahren zur Auswahl. Es können - ähnlich wie bei der Frau - Unterspritzungen im Bereich der Harnröhre zum Beispiel mit Hyaluronsäure oder Kollagen vorgenommen werden. In leichten bis mittelgradig schweren Fällen können auch beim Mann synthetische Bänder eingesetzt werden. Eine andere Alternative ist die Implantation eines Pro ACT-Systems. Dazu werden zwei Ballons, die man selbstständig kontrollieren kann, am Blasenhals angebracht, damit diese dann die Harnröhre verengen. Goldstandard bei konservativ nicht zu beherrschender Belastungsinkontinenz ist aber bis heute die Implantation eines künstlichen Schließmuskels. 

Inkontinenzprodukte bei Belastungsinkontinenz: 

Auf dem deutschen Hilfsmittelmarkt gibt es viele moderne Inkontinenzprodukte (z.B. aufsaugende Produkte wie Windeln für Erwachsene oder Inkontinenzeinlagen oder ableitende Produkte wie Einmalkatheter oder Urinalkondome), die bei der Bewältigung einer Inkontinenz im Alltag helfen und Lebensqualität zurückgeben. Das große Angebot an verschiedenen Varianten ist für Viele jedoch auf den ersten Blick verwirrend. Folgender Tipp ist daher wichtig: Lassen Sie sich bei der Suche nach der bestmöglichen Versorgung durch neutralen Spezialisten helfen, die einen guten Überblick über alle führenden Modelle am Markt haben und Sie entlang der gesamten Bandbreite an Möglichkeiten beraten können. So haben Sie bessere Chancen, Lösungen zu finden, die 100% zu Ihnen passen. Das kann ein echtes Mehr an Lebensqualität bedeuten!

Carola Eilers

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Carola Eilers, Kontinenz-Beraterin

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Wo gibt es weiterführende Informationen?

  • International Continence Society
    Besuchen Sie die Webseite: www.ics.org