Was ist ein Hydrocephalus?
Ein bis vier von 1.000 Kindern kommen pro Jahr mit einem Hydrocephalus auf die Welt, umgangssprachlich „Wasserkopf“ genannt. Einige von ihnen haben einen ballonartig aufgeblähten Kopf. Ursache ist bei einem Teil von ihnen eine Spina bifida. Bei ihnen ist der Hydrocephalus also angeboren. Ein Hydrocephalus kann auch im späteren Leben auftreten, z.B. durch Entzündungen des Gehirns, Hirnblutungen, Tumoren, Operationen oder Verletzungen nach einem Unfall oder einer Gewalteinwirkung. Dann spricht man von einem erworbenen Hydrocephalus. Etwa 60.000 Menschen in Deutschland leiden an einem sog. Normaldruck-Hydrocephalus. Betroffen sind meist ältere Menschen, bei denen u.a. die nachlassende Elastizität der Gefäße dazu führt, dass der Hirndruck steigt.
Formen
Unabhängig davon, ob der Hydrocephalus angeboren oder erworben ist, gibt es verschiedene Formen eines Wasserkopfes. Diese unterscheiden sich hinsichtlich der Hirnkammern, die erweitert sind, sowie der zugrundeliegenden Störung:
- Sind die Verbindungen zwischen den Hirnkammern blockiert, spricht man von einem Hydrocephalus occlusus, einem Verschlusshydrocephalus.
- Ist dagegen die Resorption des Hirnwassers in die Blutbahn gestört, handelt es sich um einen Hydrocephalus communicans.
- Bei einem Hydrocephalus hypersecretorius etwa wird zu viel „Nervenwasser“ produziert.
Diagnose
Die genaue Diagnose erheben die Mediziner mithilfe einer Ultraschalluntersuchung, die insbesondere bei Neugeborenen eingesetzt wird, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT).
Therapie
Die Betroffenen leiden an drastischen Beschwerden. Der hohe Druck im Schädel verursacht oftmals starke Kopfschmerzen, verbunden mit Übelkeit und Erbrechen als führende Symptomatik einer Hirndrucksteigerung. Schwer Erkrankte haben Bewusstseinsstörungen und fallen immer wieder in Ohnmacht oder sogar ins Koma. Beim Sehen können zeitweilig oder dauerhaft Probleme auftreten. Entweder nehmen sie Doppelbilder wahr oder erblicken alles nur noch verschwommen. Die Sehprobleme können bis hin zur Erblindung reichen. Epileptische Anfälle können auftreten und bei einigen kommt es zu Hörproblemen. Im Laufe der Erkrankung können sich Lähmungen und damit verbundene Gangstörungen einstellen. Ferner kann es zu Schwindel, Schwierigkeiten bei der Blasen- und Darmentleerung bis hin zu Harn- und Stuhlinkontinenz kommen. Der Hydrocephalus muss frühzeitig behandelt werden, um weitere schwere Schädigungen des Gehirns zu vermeiden. Unbehandelt ist die Erkrankung in sehr schweren Fällen tödlich.
- Überschüssiges Hirnwasser ableiten:
Ein Hydrocephalus gehört immer in fachärztliche, das heißt neuro- und kinderchirurgische Behandlung. Eltern und Angehörige eines Kindes mit Wasserkopf stehen vor einer großen psychischen Belastung und sollten sich psychologisch begleiten lassen. Die konkrete Therapie beginnt oftmals gleich nach der Geburt. Noch in der ersten Lebenswoche des Kindes implantieren ihm Neurochirurgen im Idealfall ein, aber oft mehrere Ableitungssysteme, sog. Shunts, im Kopf, um das überschüssige Hirnwasser meist in den Bauchraum abzuleiten und damit die Hirnkammern zu schrumpfen. Es handelt sich dabei um einen feinen Schlauch aus Kunststoff und Silikon, der unter der Haut verlegt wird und dadurch äußerlich nicht zu sehen ist. Diese Shunts können sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen eingesetzt werden und bleiben meistens ein Leben lang bestehen.
Ein Shunt kann unter bestimmten Umständen mit einem endoskopischen Eingriff kombiniert werden. Bei bestimmten Formen des Verschlusshydrocephalus kann man mit dieser Methode manchmal sogar einen Shunt vermeiden. Dabei wird mithilfe eines Endoskops eine Blockade zwischen den Hirnkammern beseitigt oder umgangen, die für den Stau des Liquors verantwortlich ist. Ein Endoskop ist ein röhrenförmiges Instrument, mit welchem über ein kleines „Bohrloch“ im Ventrikel minimal-invasiv operiert werden kann.
Nur sehr selten wird der Hydrocephalus mit einem Medikament behandelt, um die Bildung des Nervenwassers zu reduzieren.
Regelmäßige Kontrollbesuche beim Arzt in der Spezialsprechstunde der Klinik schließen sich an. Wichtig ist außerdem, dass Betroffene und Eltern stets den Shunt-Ausweis bei sich tragen und die Symptome eines Hirndrucks kennen sollten.
- Umfassende Therapie in Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ):
Insgesamt ist die Prognose heutzutage positiv, vorausgesetzt die Diagnose wird frühzeitig gestellt und der Hydrocephalus von Experten verschiedener Fachrichtungen wie der Neuropädiatrie, Ergo- und Physiotherapie behandelt. Eine Schlüsselfunktion haben dabei Sozialpädiatrische Zentren (SPZ), in denen Kinder und Jugendliche ambulant und fachlich-medizinisch untersucht, betreut und therapiert werden. Je nach Ursache und Ausprägung können Kinder prinzipiell denselben Bildungsweg einschlagen wie gesunde und ein relativ beschwerdefreies Leben führen. Einige jedoch weisen, bedingt durch bestimmte beeinträchtigte Hirnfunktionen, Verhaltensauffälligkeiten auf. Spezielle Therapien und Nachhilfeunterricht können dabei helfen, die Symptome zu verringern.