
Simone Höhne
Kontinenz-Expertin
Urotherapeutin
Fachkraft für Kontinenzförderung
Was ist eine Beckenbodensenkung?
Bei einer Beckenbodensenkung sinken die Organe des Beckens, das heißt die Harnblase und der Enddarm – bei Frauen auch die Gebärmutter (sogenannte Gebärmuttersenkung) und die Scheide (sogenannte Scheidensenkung) – tiefer nach unten ab. Ärzte sprechen bei einer Beckenbodensenkung von einem Deszensus aufgrund einer Beckenbodeninsuffizienz. Bei Frauen, bei denen vorab bereits die Gebärmutter operativ entfernt wurde, kann es auch zu einer Senkung des verbliebenen Scheidenstumpfes kommen.
Der Beckenboden bildet den Abschluss des unteren Bauchraums im Becken und besteht aus einem Netzwerk von Bindegewebe, Bändern und Muskeln, die eng miteinander verbunden sind. Seine Aufgabe ist es, die im Becken befindlichen Organe wie beispielsweise Harnblase, Scheide, Gebärmutter und Darm elastisch nach unten hin aufzufangen. Seine Funktion kann man sich also als eine Art Hängematte vorstellen, mit der die Organe abgefangen werden. Der Beckenboden kann bewusst an- und entspannt werden. Gesteuert wird diese Funktion vom Gehirn über Nerven des Rückenmarks und den Nervus pudendi. Bei einer Beckenbodensenkung kann dieser Nerv übermäßig gestreckt werden, sodass es zu nicht wieder rückgängig machenden Schädigungen kommen kann.
Je nachdem, welche Organe aufgrund der Beckenbodensenkung nach unten sinken, kann man verschiedene Formen unterscheiden.
- Zystozele: Die Harnblase und die an sie anliegende Vorderwand der Scheide sinken nach unten.
- Rektozele: Die Vorderwand des Mastdarms (Rektum) mit der daran anliegenden Hinterwand der Scheide sinken ab.
- Enterozele: Das Bauchfell sinkt mit Anteilen des Darms in den oberen Teil der Scheide ab.
- Rektumprolaps: Ein Teil des Mastdarms sinkt nach unten und fällt durch den After nach außen.
Außerdem gibt es zwei Formen der Gebärmuttersenkung: Den Partialprolaps, das heißt das teilweise Tiefertreten der Gebärmutter, und den Totalprolaps, bei dem die Gebärmutter vollständig nach unten sinkt und durch den Scheideneingang nach außen vortreten kann. In den meisten Fällen treten bei Frauen eine Scheidensenkung und eine Gebärmuttersenkung gleichzeitig auf.
Schätzungsweise 30 bis 50 Prozent aller Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben einmal unter einer Beckenbodensenkung. Frauen sind wesentlich häufiger davon betroffen als Männer. Die Wahrscheinlichkeit, aufgrund einer Beckenbodensenkung operiert werden zu müssen, liegt bei etwas mehr als zehn Prozent.
Beckenbodensenkung und Stuhlinkontinenz
Stuhlinkontinenz bedeutet zunächst einmal, dass der Stuhl nicht mehr ort- und zeitgerecht abgesetzt werden kann. Der Stuhl wird ohne willentliche Beeinflussung in Form von Luft, Darmschleim oder Stuhl verloren. Das kann sowohl bei einer echten Stuhlinkontinenz der Fall sein als auch bei starker Verstopfung, wenn sich „Reste“ am harten Stuhl vorbei den Weg nach außen bahnen. Das Resultat sind sogenannte Stuhlunfälle. Die Unterwäsche wird verunreinigt, vermehrte Blähungen können auftreten. Es gibt viele Ursachen dafür – eine davon ist die Absenkung des Beckenbodens im fortschreitenden Alter. Organe wie Blase, Darm, Gebärmutter (bei der Frau) ändern ihre Position und verrutschen. Das geht dann mit Funktionsstörungen und Beschwerden einher und kann zu einer Inkontinenz auch des Darmes führen.