PL-INKONTINENZ Logo
Mitglied bei:
DKG (2)
TÜV-Zertifiziert:
TÜV Zertifikat PROLIFE
0800 310 30 10
Kostenfreie Beratung: Montag – Freitag 8:00–18:00

Beckenbodensenkung

Was ist eine Beckenbodensenkung?

Bei einer Beckenbodensenkung sinken die Organe des Beckens, das heißt die Harnblase und der Enddarm – bei Frauen auch die Gebärmutter (sogenannte Gebärmuttersenkung) und die Scheide (sogenannte Scheidensenkung) – tiefer nach unten ab. Ärzte sprechen bei einer Beckenbodensenkung von einem Deszensus aufgrund einer Beckenbodeninsuffizienz. Bei Frauen, bei denen vorab bereits die Gebärmutter operativ entfernt wurde, kann es auch zu einer Senkung des verbliebenen Scheidenstumpfes kommen.

Der Beckenboden bildet den Abschluss des unteren Bauchraums im Becken und besteht aus einem Netzwerk von Bindegewebe, Bändern und Muskeln, die eng miteinander verbunden sind. Seine Aufgabe ist es, die im Becken befindlichen Organe wie beispielsweise Harnblase, Scheide, Gebärmutter und Darm elastisch nach unten hin aufzufangen. Seine Funktion kann man sich also als eine Art Hängematte vorstellen, mit der die Organe abgefangen werden. Der Beckenboden kann bewusst an- und entspannt werden. Gesteuert wird diese Funktion vom Gehirn über Nerven des Rückenmarks und den Nervus pudendi. Bei einer Beckenbodensenkung kann dieser Nerv übermäßig gestreckt werden, sodass es zu nicht wieder rückgängig machenden Schädigungen kommen kann.

 Verschiedene Sichten auf den Beckenboden
Verschiedene Sichten auf den Beckenboden

Je nachdem, welche Organe aufgrund der Beckenbodensenkung nach unten sinken, kann man verschiedene Formen unterscheiden.

  • Zystozele: Die Harnblase und die an sie anliegende Vorderwand der Scheide sinken nach unten.
  • Rektozele: Die Vorderwand des Mastdarms (Rektum) mit der daran anliegenden Hinterwand der Scheide sinken ab.
  • Enterozele: Das Bauchfell sinkt mit Anteilen des Darms in den oberen Teil der Scheide ab.
  • Rektumprolaps: Ein Teil des Mastdarms sinkt nach unten und fällt durch den After nach außen.

Außerdem gibt es zwei Formen der Gebärmuttersenkung: Den Partialprolaps, das heißt das teilweise Tiefertreten der Gebärmutter, und den Totalprolaps, bei dem die Gebärmutter vollständig nach unten sinkt und durch den Scheideneingang nach außen vortreten kann. In den meisten Fällen treten bei Frauen eine Scheidensenkung und eine Gebärmuttersenkung gleichzeitig auf.

Schätzungsweise 30 bis 50 Prozent aller Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben einmal unter einer Beckenbodensenkung. Frauen sind wesentlich häufiger davon betroffen als Männer. Die Wahrscheinlichkeit, aufgrund einer Beckenbodensenkung operiert werden zu müssen, liegt bei etwas mehr als zehn Prozent.

Beckenbodensenkung und Stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz bedeutet zunächst einmal, dass der Stuhl nicht mehr ort- und zeitgerecht abgesetzt werden kann. Der Stuhl wird ohne willentliche Beeinflussung in Form von Luft, Darmschleim oder Stuhl verloren. Das kann sowohl bei einer echten Stuhlinkontinenz der Fall sein als auch bei starker Verstopfung, wenn sich „Reste“ am harten Stuhl vorbei den Weg nach außen bahnen. Das Resultat sind sogenannte Stuhlunfälle. Die Unterwäsche wird verunreinigt, vermehrte Blähungen können auftreten. Es gibt viele Ursachen dafür – eine davon ist die Absenkung des Beckenbodens im fortschreitenden Alter. Organe wie Blase, Darm, Gebärmutter (bei der Frau) ändern ihre Position und verrutschen. Das geht dann mit Funktionsstörungen und Beschwerden einher und kann zu einer Inkontinenz auch des Darmes führen.

Wie sehen die Symptome aus?

Bei einer Beckenbodensenkung hängen die auftretenden Symptome davon ab, welche Organe von der Absenkung betroffen ist und wie ausgeprägt die Veränderung der Lage der jeweiligen Organe ist. Viele betroffene Frauen bemerken schon im Frühstadium der Erkrankung ein Gefühl der Senkung oder Lockerung im Bereich des Beckenbodens oder der Scheide. Sinken beispielsweise Scheide oder Gebärmutter noch tiefer und treten nach außen vor (Prolaps), können Betroffene ungewohntes Gewebe zwischen oder vor den Schamlippen ertasten.

Ein häufiges Symptom einer Beckenbodensenkung, vor allem, wenn die Harnblase mit betroffen ist, ist eine Belastungsinkontinenz, das heißt ein ungewollter Abgang von Urin aus der Harnröhre unter Belastung. Außerdem kann es zu einem häufigen Harndrang (Dranginkontinenz) kommen, bei dem aber jeweils nur geringe Mengen an Urin ausgeschieden werden. Wird der Abfluss des Urins aus der Harnblase oder die Harnröhre durch eine Senkung von Beckenorganen gestört, so kann es zu einer so genannten Blasenentleerungsstörung kommen, bei der nicht der gesamte Urin ausgeschieden werden und Reste an Harn in der Blase (Restharn) zurückbleiben. Staut sich der Urin bis in die Nieren zurück, kann es zu so genannten Harnstauungsnieren kommen.

Auch die Ausscheidung von Stuhl kann durch eine Beckenbodensenkung betroffen sein. In diesem Fall kann es sowohl zu einer Stuhlinkontinenz oder auch zu einem Stuhlverhalt mit ausgeprägter Verstopfung (Obstipation) kommen, bei dem eine Ausscheidung über den Stuhlgang nicht mehr möglich ist.

Begleitend kommt es bei einer Beckenbodensenkung durch den so genannten Vorfall (Prolaps) von inneren Organen zu Reizungen und Entzündung der Schleimhäute mit einer starken Sekretion oder sogar Blutungen. In der Folge können sich auch Geschwüre bilden. Werden die Nerven des Beckenbodens durch die Senkung stark gedehnt, treten außerdem Schmerzen, vor allem Beckenschmerzen, oder Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie) auf. Typisch sind auch brennende oder stechende Schmerzen im Analbereich, die vor allem nach langem Sitzen oder nach dem Stuhlgang auftreten. Außerdem kann es zu Empfindungsstörungen im Bereich des Beckenbodens kommen.

Experten in Ihrer Nähe finden:

Sie haben Fragen und suchen kompetente Inkontinenz-Experten oder eine Betreuung vor Ort?

Jetzt finden >>

Was sind die Ursachen?

Die Ursachen für eine Beckenbodensenkung können zahlreich sein. Bei Frauen kommt es häufig in der Folge von mehreren natürlichen Geburten dazu. Begünstigt wird die Entstehung, wenn im Rahmen der Geburt, beispielsweise durch einen Dammriss, Gewebe des Beckenbodens verletzt wurde.

Viele Betroffene besitzen eine angeborene Gewebeschwäche, welche das Entstehen einer Beckenbodensenkung ebenfalls begünstigen kann. Auch mit dem Alter, vor allem bei Frauen durch Abnahme des Östrogenspiegels in den Wechseljahren, kommt es zu einer Abnahme der Spannung von Bindegewebe und Muskeln des Beckenbodens, sodass die Organe im Becken sich leicht absenken können. Bei vielen Frauen entsteht eine Beckenbodensenkung auch in der Folge einer operativen, kompletten Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie).

Weitere Ursachen für eine Beckenbodensenkung können eine chronische Verstopfung (Obstipation) sein, bei der durch häufiges starkes Pressen beim Stuhlgang eine Schwächung des Beckenbodens hervorgerufen wird. Auch Übergewicht oder eine ständige Belastung durch harte körperliche Arbeit kann den Beckenboden schwächen und zu einer Absenkung führen.

Wie erfolgt die Diagnose?

Erster Schritt der Diagnose einer Beckenbodensenkung ist immer ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt (Anamnese). Dieser wird Fragen nach den auftretenden Beschwerden stellen, wie lange diese schon vorhanden sind und wie lange sie anhalten. Hinweise für die Diagnose können ihm auch bekannte andere Grunderkrankungen, zurückliegende Operationen im Bauchraum, bei Frauen die Anzahl natürlicher Geburten oder das Vorhandensein von Risikofaktoren (wie beispielsweise eine schwere körperliche Arbeit oder Übergewicht) liefern.

Nach dem Gespräch folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei der der Arzt den Bauch abtasten und außerdem eine Untersuchung von der Scheide (vaginal) und vom After aus (rektal) durchführen wird. Hierbei kann er beispielsweise den Mastdarm (Rektum) mit einem Finger austasten und dabei vorgefallenes Gewebe ertasten oder die Funktion des Schließmuskels überprüfen. Außerdem wird er den Betroffenen husten oder pressen lassen, um zu erkennen, ob innere Organe dabei durch die Öffnungen des Beckenbodens nach außen gedrückt werden.

Außerdem werden meist weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Diagnose einer Beckenbodensenkung zu bestätigen und ihr Ausmaß zu bestimmen. Zu diesen zählen beispielsweise:

  • Miktionszysturethrogramm
    Das Miktionszysturethrogramm (MCU) dient dazu, mögliche anatomische oder funktionelle Störungen der Harnblase und der ableitenden Harnwege nachzuweisen. Außerdem kann mit ihrer Hilfe festgestellt werden, ob beispielweise Urin über die Harnleiter zurück in das Nierenbecken fließt. Bei der Untersuchung wird durch die Harnröhre ein Katheter vorsichtig in die Harnblase geschoben und über diesen die Blase mit einem Röntgenkontrastmittel gefüllt. Auf Röntgenaufnahmen kann der Arzt dann genau den Weg des Urins, beziehungsweise des Kontrastmittels, verfolgen.
     
  • Blasendruckmessung (Urodynamik)
    Die Urodynamik umfasst Tests zur Beurteilung der Funktion von Blase und Harnröhre. Dazu gehören die Uroflowmetrie, die Zystometrie, das Urethradruckprofil, die Videourodynamik und weitere Tests (Valsalva Leak Point Pressure). Bei der Blasendruckmessung (Urodynamik) wird die Blase mithilfe eines über die Harnröhre eingeführten Katheters mit Flüssigkeit gefüllt. Während dieser Füllung und der anschließenden Entleerung kann über den Katheter sowohl in Ruhe als auch unter Belastung, beispielsweise beim Husten oder Pressen, der Druck in der Harnblase, die Schließmuskelaktivität, der intraabdominelle Druck und auch die Beckenbodenaktivität bestimmt werden. Es werden auch die Dehnbarkeit, aber auch die Sensibilität der Blase gemessen.
     
  • Blasenspiegelung (Zystoskopie)
    Bei der Blasenspiegelung (Zystoskopie) handelt es sich um eine Spiegelung (Endoskopie) der Harnröhre und der Harnblase. Dabei wird ein dünner Schaft - mit einer Kamera und einer Lichtquelle - an einem Ende über die Harnröhre in die Harnblase eingeführt. Gleichzeitig wird die Blase für eine bessere Sicht mit Spülflüssigkeit gefüllt. Über das so genannte Endoskop überträgt eine Kamera Bilder vom Inneren der Blase und Harnröhre auf einen Monitor, sodass der Arzt jeden Bereich untersuchen kann. Mithilfe kleiner Zangen kann er außerdem gleichzeitig Gewebeproben (Biopsien) aus auffälligen Stellen entnehmen und anschließend im Labor untersuchen lassen.
     
  • Defäkographie
    Bei der Defäkographie wird der Enddarm mit einem Kontrastmittel gefüllt. Anschließend wird bei einer Röntgenuntersuchung oder in einer Magnetresonanztomographie (MRT) verfolgt, wie dieses wieder den Darm über den After verlässt. Veränderungen der Darmwand und des Beckenbodens und eine Fehlfunktion des Schließmuskels lassen sich auf diese Weise erkennen.
     
  • Darmspiegelung (Koloskopie)
    Wie bei der Zystoskopie auch wird bei der Darmspiegelung (Koloskopie) ein Endoskop verwendet, um Veränderungen der Darmwand festzustellen. Es kann der gesamte Dickdarm in seiner Länge von 1,5 Metern untersucht werden. Bilder aus dem Darm werden auf einem Video-Monitor dargestellt. Das Endoskop besteht aus Fieberglas, ist flexibel und kann dadurch im Darm vorwärts und auch um Kurven geschoben werden.
     
  • Enddarmdruckmessung
    Bei der so genannten Enddarmdruckmessung (Rektummanometrie) wird ein Messfühler in den Enddarm eingeführt und langsam wieder zurückgezogen. Dabei misst der Fühler an verschiedenen Stellen den Druck des Schließmuskels. Der Arzt kann dann anhand der Werte die Funktion des Schließmuskels überprüfen.
     
  • Elektromyographie
    Bei der Elektromyographie (EMG) handelt es sich um eine neurologische Untersuchung, bei welcher der Arzt mithilfe von Elektroden die elektrische Spannung von Muskeln, beispielsweise des Beckenbodens, messen kann, um Funktionseinschränkungen festzustellen.

Wie wird eine Beckenbodensenkung behandelt?

Die Therapie einer Beckenbodensenkung richtet sich immer danach, welche Organe sich gesenkt haben und wie stark die Senkung ausgeprägt ist. Leichte Fälle einer Beckenbodensenkung können meist konservativ mithilfe eines Beckenbodentrainings behandelt werden. Bei diesem Beckenbodentraining handelt es sich um verschiedene Übungen zur Kräftigung des Beckenbodens, die nach Einweisung durch einen Physiotherapeuten, eigenständig und ohne Hilfsmittel regelmäßig zu Hause durchgeführt werden können. Alternativ beziehungsweise ergänzend kann ein so genanntes passives Beckenbodentraining angewandt werden. Bei diesem wird eine Elektrode in den Darm oder die Scheide eingeführt, die leichte elektrische Impulse aussendet und auf diese Weise die Muskulatur des Beckenbodens anregt und stärkt.

Wichtig bei der Therapie der Beckenbodensenkung ist auch die Beseitigung von möglichen Risikofaktoren. Übergewicht sollte nach Möglichkeit gesenkt werden, eine chronische oder häufig auftretende Verstopfung sollte in den Griff bekommen werden. Dies ist einerseits mit einer Ernährungsumstellung auf eine ballaststoffreiche Kost mit einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr möglich. Aber auch medikamentös kann eine Verstopfung kurzfristig behandelt werden.

Weitere Möglichkeiten der Behandlung einer Beckenbodensenkung ist beispielsweise eine lokale Therapie mit östrogenhaltigen Cremes bei einer hormonell bedingten Schwäche des Beckenbodens oder das Einsetzen eines vaginalen Pessars, das die Gebärmutter und Scheide an ihrer Position halten soll.

Allen diesen Maßnahmen ist allerdings gemeinsam, dass sie lediglich die auftretenden Beschwerden lindern können. Eine anatomische Korrektur bei einem nach unten hervorgetretenen Organ kann mit diesen Therapieverfahren nicht erreicht werden. Daher kann es in ausgeprägten Fällen einer Beckenbodensenkung notwendig sein, eine Operation durchzuführen. Im Rahmen dieser wird die Senkung der Organe korrigiert, das heißt Gebärmutter, Scheide, Blase und Darm werden wieder in ihre ursprüngliche Position zurückverlagert und der Beckenboden wiederhergestellt.

Inkontinenz-Hilfsmittel bei Beckenbodensenkung: Bei der Bewältigung von Inkontinenzproblemen bei einer Beckenbodensenkung können moderne Hilfsmittel eine wichtige Rolle spielen. Sie geben den Betroffenen oft Kontrolle, Sicherheit und Freiheit zurück und ermöglichen so deutlich mehr Lebensqualität.

Um die Bedürfnisse Betroffener möglichst gut und situationsgerecht zu versorgen, gibt es verschiedene Hilfsmitteltypen und ein noch größeres Spektrum konkreter Produkte diverser Hersteller. Oft wissen Betroffene gar nicht um diese Möglichkeiten.

Aus Sicht des Einzelnen ist hier entscheidend, sich gut zu informieren und dann aus den Möglichkeiten die Versorgungslösung zu wählen, die optimal auf die individuelle medizinische Situation und seinen Lebensstil passt. Grundlage hierfür ist zum einen die richtige Diagnose, zum anderen eine Beratung durch Hilfsmittelspezialisten, die einen strukturierten Überblick über den Hilfsmittelmarkt haben und auf den individuellen Fall bezogen beraten können. Auf den Seiten zu "Produkte verstehen" finden Sie umfangreiche Informationen zu den verschiedenen Inkontinenzhilfsmitteln, deren Anwendungsbereichen und Vor- und Nachteilen.

Carola Eilers
„Sie suchen moderne Produkte für Ihre Situation? Hier können Sie schnell & kostenlos eine Experten-Analyse erhalten…“
Carola Eilers, Kontinenz-Beraterin
Zum Produkt-Finder >>

Weiterführende Informationen

DGVS
Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: www.dgvs.de