Wie wird die spastische Blase therapiert?
Bei einer spastischen Blase geht es vor allem darum, den Blasendruck zu mindern und die Blasenkapazität zu erhöhen. Hierfür gibt es konservative Möglichkeiten wie das Blasentraining und eine medikamentöse Therapie mit Anticholinergika. Sollten die konservativen Verfahren nicht den gewünschten Erfolg bringen, gibt es darüber hinaus Möglichkeiten im chirurgischen Bereich. Im Falle einer Bildung von Restharn gilt auch hier der intermittierende Einmalkatheterismus als Standard zur restharnfreien Entleerung der Blase.
Blasentraining
Blasentraining kann eine effektive, einfache Methode sein, um wieder mehr Kontrolle über Blase und Ausscheidungsverhalten zu erlangen. Ziel ist, die Zeiträume zwischen den Blasenentleerungen zu vergrößern, damit sich die Blase richtig füllen kann. So soll der Blasenmuskel trainiert und die Blasenkapazität erhöht werden, um häufigen Harndrang und Toilettengänge auf Dauer zu reduzieren. Dafür wird zunächst protokolliert, wie häufig die Blase vor Aufnahme des Trainings entleert wird. Ausgehend davon werden nun die Abstände zwischen den Toilettengängen schrittweise verlängert, bis idealerweise ca. 2-4 Stunden zwischen den Toilettenbesuchen liegen. Die Herausforderung besteht natürlich darin , die selbst bzw. vom Arzt vorgegegebenen Zeitintervalle einzuhalten und dem Dranggefühl nicht sofort nachzugeben. In diesen Momenten können Entspannung sowie das aktive Lenken der Gedanken auf andere Dinge als das Dranggefühl hilfreich sein.
Medikamentöse Therapie mit Anticholinergika
Im Rahmen einer medikamentösen Therapie werden zur Senkung des Blasendrucks Anticholinergika genutzt. Gebräuchliche Substanzen sind etwa Oxybutynin, Trospiumchlorid, Propiverin und Tolderodine. Die sinnvolle Dosis ist individuell je nach Fall sehr unterschiedlich. Nebenwirkungen dieser Medikamente können in Seh- und Konzentrationsstörungen, Verstopfung oder Mundtrockenheit bestehen.
Eine regelmäßige Entleerung der Blase ohne Bildung von Restharn ist wichtig. Die Gefahr von Restharn besteht insbesondere bei der beschriebenen Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie (also wenn zusätzlich zur Hyperaktivität der Blase eine Hyperaktivität des Blasenschließmuskels besteht), als auch wenn die Therapiemassnahmen zur Absenkung des Blasendrucks erfolgreich sind und sich die Hochdruck- in eine Niedrigdruckblase wandelt.
Chirurgische Optionen
Bewirken die konservativen Therapien keine Besserung, gibt es chirurgische Möglichkeiten. Diese umfassen z.B.
- ein direktes Verabreichen des Anticholinergikums in die Blase über einen Katheter.
- Botulinum Toxin (Botox)-Spritzen in den Harnblasenmuskel zur Lähmung der Muskulatur, falls medikamentöse Therapien nicht weiterhelfen
- Eine Blasenvergrößerung (Blasenaugmentation), sofern keine der anderen Therapieoptionen greift. Hierbei wird die Blase mit einem Teil, das vorher vom Dick- oder Dünndarm entfernt wird, erweitert, um den Blasendruck abzusenken und die Speicherfähigkeit zu erhöhen