Wie wird Dranginkontinenz behandelt?
Die Behandlungsmöglichkeiten bei Dranginkontinenz sind relativ umfangreich und müssen auf die jeweilige individuelle Situation zugeschnitten werden. Es gibt konservative Ansätze, interventionelle Verfahren, Elektrostimulation und als letzte Option mehrere OP-Methoden.
- Die Therapie einer Dranginkontinenz (überaktiven Blase) ist in erster Linie eine konservative Therapie. An oberster Stelle steht das Blasentraining, bei dem Betroffene die Kontrolle über ihre Blase unter Anleitung neu erlernen: Unter anderem geht es darum, den Harndrang kontrolliert hinauszögern, zu kurze Miktionsintervalle durch Unterdrückung des Harndranges zu verlängern und einen unwillkürlichen Urinverlust vermeiden zu können. Andererseits sollten auch zu lange Intervalle der Miktion durch eine Miktion nach der Uhr verkürzt werden. Außerdem kann eine Änderung des Trink- und Ernährungsverhaltens hilfreich sein. Wichtig sind auch Beckenbodentraining und evtl. Biofeedback-Übungen. Zusätzlich stehen verschiedene Medikamente zur Auswahl:
- Eine zentrale Rolle in der Therapie spielen die Anticholinergika (Spasmolytika). Es gibt hier eine Vielzahl an verschiedenen Wirkstoffen wie Oxybutinin, Tolterodin, Darifenacin, Propiverin, Solifenacin, Detrusitol, Flavoxat oder auch Trospiumchlorid (Spasmex), deren Therapieprinzip jedoch ähnlich ist. Anticholinergika dämpfen die Blasenmuskulatur und reduzieren den Harndrang. In manchen Fällen wird durch Anticholinergika die Blasenkapazität (Fassungsvermögen der Blase) erhöht. Der Urin kann länger gehalten werden, die Abstände des Wasserlassens werden größer. Ein Therapieerfolg stellt sich oft erst nach einigen Wochen der Therapie ein. Relativ häufig treten Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Erhöhung des Augeninnendrucks oder eine Verstopfung (Obstipation) auf. Bei älteren Patienten kann es auch zu einer Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses oder zu Konzentrationsschwächen kommen. Diese neurologischen Symptome sind zum Teil abhängig von der Liquorgängigkeit der Präparate, so passieren einige Präparate die Bluthirnschranke leichter als andere und hier muss bei gewissen Patienten eine entsprechende Vorauswahl getroffen werden. Generell gilt: Manchmal hilft schon ein Wechsel des Präparates, um die Nebenwirkungen zu nehmen.
Anticholinergika gibt es in Form von Tabletten, als Pflaster oder in flüssiger Form zur Applikation direkt in die Blase. Welches Präparat am Ende optimal ist, entscheidet der Urologe individuell, unter anderem aufgrund möglicher Begleiterkrankungen und des Alters des Patienten.
- Eine weitere Option ist Botulinumtoxin, ein potentes Nervengift mit Wirkung auf die Nervenleitung und Muskelfunktion. Der Wirkstoff ist vor allem durch die Behandlung von Falten bekannt. Das Toxin kann aber mehr! Bei einer hartnäckigen Dranginkontinenz (und auch bei nervenbedingten (neurogenen) Blasenentleerungsstörungen) kommt es dann zum Einsatz, wenn nicht-operative Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind oder aufgrund von Nebenwirkungen nicht weitergeführt werden können. Es wird bei einer Harnblasenspiegelung direkt in den Blasenmuskel (Detrusormuskel) gespritzt. Diese Prozedur kann mit lokaler Betäubung durchgeführt werden und ist nicht schmerzhaft. Der Therapieerfolg hält meist zwischen 6-12 Monaten an. Danach muss die Prozedur wiederholt werden. Eine unerwünschte Wirkung dieser Behandlung besteht in einer überschießenden Wirkung, welche es dem Patienten teils nicht erlaubt, die Blase vollständig zu entleeren. Mit Nachlassen der Wirkung verschwindet dieser unerwünschte Effekt, allerdings kann für den Zeitraum ein vorübergehendes selbständiges Katheterisieren durch den Patienten notwendig werden.
- Eine überaktive Blase kann auch in Verbindung mit Restharn auftreten. Dies kann zum Beispiel bei einer Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie der Fall sein. Hier besteht zusätzlich zur Überarktivität des Blasenmuskels (Detrusors) eine Überaktivität des Blasenschließmuskels (Sphinkters). Der Abfluss von Urin wird behindert, es bildet sich Restharn. Bei Restharnbildung gilt die Nutzung von Einmalkathetern als Standard. Diese ermöglichen eine einfach restharnfreie Blasenentleerung und schützen den oberen Harntrakt vor einer Nierenschädigung.
- Eine weitere Therapiemethode bei Dranginkontinenz ist die Elektrostimulationsbehandlung. Durch Elektrostimulation wird die Detrusorhyperaktivität reduziert. Notwendig ist hier eine professionelle Anleitung in Handhabung und Bedienung. Die Therapie selbst wird dann vom Patienten über einen längeren Zeitraum von mindestens 3-6 Monaten selbständig durchgeführt. Ein Therapieerfolg ist nicht sicher.
- Operationen sind die absolute Ausnahme. Sie werden eigentlich nur zum Schutz des oberen Harntraktes, also zum Schutz der Nierenfunktion durchgeführt. In diesen seltenen Fällen kommen verschiedene operative Therapieoptionen infrage. Möglichkeiten sind eine Blasenanhebung (Blasenaugmentation) oder auch - als letzte Alternative - eine Entfernung der Blase. Die Harnableitung erfolgt dann in eine Ersatzblase (Neoblase) z.B. mittels Einmalkatheter (über einen katheterisierbaren Nabelpouch oder ein Ileumconduit). Eine weitere Option ist die Implantation von elektronischen Neuromodulatoren (Neuromodulation). Im Bereich der Sakralnerven werden Elektroden als externer Impulsgeber implantiert.
Neben therapeutischen Maßnahmen haben moderne Inkontinenzhilfsmittel eine hohe Bedeutung für die Lebensqualität der Betroffenen. Ob Beruf, Sport, soziale Aktivitäten oder Alltag - auch bei Dranginkontinenz muss keiner darauf verzichten. Die Bandbreite an Inkontinenzprodukten ist jedoch groß; beinhaltet etwa verschiedenste Varianten an Urinalkondomen, Einmalkathetern oder aufsaugenden Produkten wie Erwachsenenwindeln oder Inkontinenzeinlagen. Bei der Suche nach der individuell am besten passenden Versorgung ist es wichtig, verschiedene Varianten zu testen! Gerne beraten Sie unsere Inkontinenzexperten bei PROLIFE neuron kompetent & neutral und stellen Ihnen unkompliziert & gratis Testmuster zur Verfügung.
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Carola Eilers, Kontinenz-Beraterin
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