Chronische Verstopfung – medizinisch Obstipation genannt – ist kein rein erwachsenes Problem. Auch Kinder sind häufig betroffen, und das oft über einen längeren Zeitraum hinweg. Für betroffene Familien wird der Alltag schnell zur Herausforderung: Das Kind leidet unter Bauchschmerzen, hat Angst vor dem Toilettengang und die Eltern wissen oft nicht, wie sie helfen können. Besonders belastend: Das Thema ist noch immer ein Tabu – auch und gerade in Kindergärten und Schulen.
Warum leiden Kinder an chronischer Obstipation?
Die Ursachen für chronische Verstopfung bei Kindern sind vielfältig – oft liegt eine Kombination aus körperlichen, seelischen und umweltbedingten Faktoren vor:
- Zu geringe Flüssigkeitszufuhr und falsche Ernährung: Wenn ballaststoffreiche Lebensmittel fehlen und zu wenig getrunken wird, verlangsamt sich die Verdauung.
- Bewegungsmangel: Gerade bei Kindern, die viel Zeit vor Bildschirmen verbringen, fehlt die notwendige körperliche Aktivität, die den Darm in Schwung bringt.
- Psychische Belastungen: Stress, familiäre Konflikte oder auch der Druck im Schulalltag können sich negativ auf die Verdauung auswirken.
- Angst vor dem Toilettengang: Viele Kinder vermeiden den Gang zur Toilette in der Schule – aus Scham, Ekel oder weil die Bedingungen dort unzumutbar sind. Das Zurückhalten des Stuhls kann zu einem Teufelskreis führen: Der Stuhl wird härter, das Absetzen schmerzhaft – was wiederum zu weiterem Hinauszögern führt.
Was können Eltern tun?
Zunächst ist wichtig: Eine medizinische Abklärung ist unerlässlich, um organische Ursachen – wie z. B. Morbus Hirschsprung – auszuschließen. Ist die chronische Obstipation funktioneller Natur, also ohne organischen Befund, können folgende Maßnahmen helfen:
1. Ernährung und Trinkverhalten verbessern:
- Ausreichend Flüssigkeit, idealerweise Wasser oder ungesüßter Tee
- Ballaststoffreiche Kost (z. B. Vollkornprodukte, Obst, Gemüse)
- Weniger stark verarbeitete Lebensmittel und Zucker
2. Bewegung in den Alltag integrieren: Tägliche Bewegung an der frischen Luft oder sportliche Aktivitäten fördern die Darmmotorik.
3. Eine offene Gesprächskultur schaffen:
- Kinder sollen über ihre Körperfunktionen sprechen dürfen, ohne sich schämen zu müssen.
- Klare, kindgerechte Erklärungen helfen, Ängste abzubauen.
4. Therapeutische Maßnahmen:
- In akuten Phasen helfen milde Abführmittel oder Zäpfchen – in Rücksprache mit dem Kinderarzt.
- In schweren oder chronischen Fällen kann eine Darmspülung sinnvoll sein.
Darmspülung mit dem TAI-System: Eine Option für schwerere Fälle
Bei anhaltender oder besonders ausgeprägter Obstipation kann ein sogenanntes transanales Irrigationssystem (TAI) wie Peristeen® Plus oder das besonders handliche Peristeen® Light zum Einsatz kommen. Diese Methode ermöglicht eine gezielte Spülung des Enddarms mit Wasser und unterstützt so eine regelmäßige und vollständige Entleerung.
Vorteile auf einen Blick:
- Geeignet für Kinder ab 3 Jahren
- Besonders hilfreich bei Angst vor unkontrolliertem Stuhlgang
- Peristeen® Light ist besonders kompakt und ideal für unterwegs
Eine solche Maßnahme sollte immer individuell mit dem Kinderarzt oder einer spezialisierten Fachkraft besprochen werden. Entscheidend ist die Bereitschaft des Kindes zur Mitarbeit und ein unterstützendes familiäres Umfeld.
Toilettengang in der Schule: (K)ein Tabu?
Ein besonders sensibles Thema ist der Umgang mit dem Toilettengang in der Schule. Viele Kinder vermeiden es, dort zur Toilette zu gehen – oft aus nachvollziehbaren Gründen: mangelnde Hygiene, fehlende Privatsphäre oder schlicht der soziale Druck, nicht „aufzufallen“.
Was können Schulen tun?
- Bessere Sanitärbedingungen schaffen: Saubere, verschließbare und kindgerechte Toilettenräume
- Aufklärung und Enttabuisierung: Projekte und Aufklärungskampagnen, die den Umgang mit Verdauung, Körper und Gesundheit normalisieren.
- Kooperation mit Eltern: Ein offener Austausch zwischen Lehrkräften, Schulsozialarbeit und Eltern kann helfen, betroffene Kinder zu entlasten.
- Individuelle Lösungen ermöglichen: Ein „Toilettenpass“ oder flexible Unterrichtszeiten beim Gang zur Toilette können hilfreich sein.
Chronische Obstipation bei Kindern ist ein ernstzunehmendes Thema, das nicht unterschätzt werden sollte. Je früher Eltern, Ärzte und Betreuungspersonen gemeinsam handeln, desto besser kann eine Chronifizierung verhindert werden. Wichtig ist ein ganzheitlicher Ansatz – aus medizinischer Abklärung, Alltagsanpassung und empathischer Begleitung.